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30.05.2010
Eine Ode an die Onomatopoesie
(Joann Sfars Film Gainsbourg)Die Onomatopoesie, besser bekannt als Lautmalerei, oder noch besser bekannt als POW, BANG und ZACK, ist essentieller Bestandteil von fast jedem Comic. Während diese soundwords für viele Überschriften von Comicartikeln missbraucht werden, bleibt eine entsprechende Würdigung viel zu oft aus.
Abhilfe haben vor über 40 Jahren bereits Serge Gainsbourg und Brigitte Bardot mit ihrem verspielten Song "Comic Strip" auf dem gleichnamigen Album geschaffen. Während der Chansonnier in seinem gewohnt lässigem Französisch über die Tasten haucht, wirft die Schauspielerin in Barbarella-Kostümierung ihre POPs und WHIZZs ein.
Auf meinem Flug mit Air France hatte ich das Glück Joann Sfars Film Gainsbourg zu sehen und bin noch mal in den Genuss des Songs gekommen. Diesmal intoniert von den Schauspielern Eric Elmsnino und Laetita Casta. In ihrer Version von "Comic Strip" sitzt der Sänger nach einer gemeinsamen Liebesnacht mit einer brennenden Gitanes im Mund am Klavier, während die Schauspielerin nur mit einem dünnen Bettlaken bekleidet jedem POW, SPLASH und BANG durch ihren erotischen Tanz eine ganze eigene Note gibt. Da macht es richtig Freude jedem einzelnen BLOB zu zuhören und -sehen.
Leider läuft der Film bei uns erst im August an. Doch das Warten lohnt sich alle mal, da Sfars Bildersprache hinter der eines Michel Gondry (The Science of Sleep) in nichts nachsteht. Er lässt alle Fragen der Authentizität und Ähnlichkeit hinter sich und erzählt von Gainsbourgs ausschweifendem Leben. Auch seine Arbeit als Comiczeichner findet sich im Film wieder: Sowohl Sfars eigene Zeichnungen, die Gainsbourgs frühe kreative Begeisterung für Zeichnen einfangen sollen, als auch die überdimensionalen Pappmachefiguren, die Serges Kopfgeburten und Alter Egos verkörpern und den Künstler beim Duett am Klavier begleiten, stammen ganz klar aus Sfars Feder.Labels: Comic Strip, Film, Gainsbourg, Joann Sfar
posted by Daniel Wüllner um 16:32 | Permalink