
Die Welt am Draht, das sind Kommentare, Informationen, Gedanken und natürlich News rund um die Welt der Comics und darüber hinaus.
20.09.2009
Frisch aus der Druckerei, 9/09
(Comic-Neuheiten im August)HIGHLIGHT DES MONATS: Nachdem Isabel Kreitz mit ihrer Erich-Kästner-Adaption Der 35. Mai recht erfolgreich war, beauftragte sie der Cecilie Dressler Verlag erneut mit der Comicfassung einer Vorlage von Kästner. Diesmal ist es Pünktchen und Anton, die 1931 erstmals veröffentlichte Geschichte vom armen Jungen und dem Mädchen aus reichem Hause, die gemeinsam in einen Kriminalfall verwickelt werden. Wie schon beim 35. Mai orientiert sich Kreitz stilistisch an Walter Trier, dem Illustrator, der praktisch alle Kinderbücher Kästners bebildert hat und dessen Stil jeder vor seinem inneren Auge hat, der schonmal eins gelesen hat.
Schon wieder Neues von Ralf König: Der Band Schillerlöckchen beim Männerschwarm Verlag ist ein weiteres Sammelalbum mit diversen Kurzcomics, die König für verschiedene Zeitschriften gemacht hat. Auch wenn er sich in seinen "größeren" Comics mehr und mehr anderen Themen zuwendet, hier geht's weiterhin vor allem um den liebevoll-ironischen Blick auf den schwulen Alltag und seine Phänomene.
Ebenfalls schwul, jedoch weit expliziter bis hin zum Pornographischen: Durch Dick und Dünn - Tagebuch eines Kleinstadtjungen heißt der Comic aus dem Gmünder Verlag, der dort bereits auf Englisch erschienen ist und nun auch als deutsche Ausgabe zu haben ist. Zeichner und Autor Mioki lässt darin seine Helden Evan und Rick allerlei (homo-) sexuelle Kapriolen erleben.Beim Thema "Sex in Comics" ist es dann auch kein weiter Weg zu Milo Manara. Diesem wird nun eine Gesamtausgabe seines Werks gewidmet, die bei Panini erscheint (für dessen Verlagsprofil diese Alben sehr ungewöhnlich sind). Der erste Band der Manara Werkausgabe enthält die beiden Geschichten Die Reise nach Tulum (1986) und Die Reise von G. Mastorna, genannt Fernet (1992), beides Comics, die auf Drehbüchern von Federico Fellini basieren, die aber nie verfilmt wurden.
Zwei frankobelgische Klassiker kehren bei Splitter zurück: Die Reihe Reisende im Wind von Francois Bourgeon, die 1980 startete, gilt (sagt jedenfalls der Verlag) als wichtiger Wegbereiter und Vorreiter in Sachen Comics für Erwachsene. Das Historienabenteuer spielt Ende des 18. Jahrhunderts, vorwiegend auf hoher See. Neben der aufwendig verarbeiteten Neuauflage der fünf Originalalben bringt Splitter auch zwei neue Bände, denn Bourgeon begann nach 15 Jahren Pause einen zweiten Zyklus, dessen Handlung etliche Jahre später spielt. Im August erschien sowohl der erste Band, Blinde Passagiere (Leseprobe), als auch Buch 1 des neuen Zyklus, Das Mädchen vom Bois-Caïman (Leseprobe).
Wesentlich jünger ist die Serie Garulfo von Alain Ayroles und Bruno Maïorana, die in Frankreich zwischen 1995 und 2002 erschien. Bei uns gab es die ersten vier Alben beim "alten" Splitter-Verlag, nach dessen Ende verlegte Kult Editionen noch einmal den ersten Teil. Im dritten Anlauf sollen nun endlich alle sechs Teile erscheinen und zwar in Form von drei Doppelalben, deren erstes nun bei Splitter zu haben ist. Erzählt wird eine märchenhafte Geschichte von einem Frosch, der Mensch werden will, was für ihn aber eher unerfreuliche Folgen hat. Auch hier gibt's online eine Kostprobe.
Auch die Ehapa Comic Collection hat wieder Albenware aus Frankreich im Angebot: Im "All-in-One"-Format (3 Alben in einem Band) erscheint Die schwarze Trilogie. Szenarist Philippe Bonifay und Zeichner Youssef Daoudi adaptieren hier die gleichnamige Romantrilogie von Léo Malet aus den späten vierziger Jahren. Dass sich Malet-Geschichten gut als Comic machen, hat bereits mehrfach Jacques Tardi bewiesen, der einige Nestor-Burma-Krimis adaptiert hat. Hier steht allerdings kein Detektiv im Mittelpunkt, sondern Verlierer, Außenseiter, Verbrecher, die in drei Geschichten versuchen, ihre Situation zu verbessern, aber an der gesellschaftlichen Realität scheitern. Eine Vorschau zum französischen Original gibt es hier.
Wie ein Superheldencomic sieht Tanatos aus, zumindest beim Blick auf das Cover. Es ist jedoch eine Steampunk-Story, die 1913 spielt - die Titelfigur ist ein finsterer Bösewicht, der sich "Sohn des Todes" nennt, die Weltherrschaft anstrebt und damit praktisch den Ersten Weltkrieg auslöst. Die deutsche Ausgabe enthält alle drei Alben des ersten Zyklus, unser Redakteur Benjamin Vogt hat sie schon gelesen und besprochen. Der französische Verlag Glénat hat der Serie eine eigene, aufwendig animierte Website spendiert, auf der man u.a. auch Leseproben findet.
Nach Andrax und Thomas der Trommler steigt man bei Cross Cult abermals in die Archive von Peter Wiechmann und bringt eine Neuausgabe von einer seiner zahlreichen Comicserien: Hombre ist ein Westerncomic um einen gesetzlosen Rächer, der in den späten Siebzigern im YPS-Magazin erschien. Alle Episoden (gezeichnet vom Spanier Rafael Mendez) sammelt Cross Cult in zwei Hardcover-Alben in Schwarz-Weiß, von denen das erste jetzt erschienen ist. Hier kann man das Lesen proben.
Noch einmal zurück zum Panini Verlag: Dort begann im August der Neustart von The Darkness. Diese Serie wanderte ebenso wie Witchblade vom insolventen Infinity-Verlag zu Panini und wird dort nun ebenfalls nicht mehr in Heftform, sondern als Paperback-Sammelband veröffentlicht. Der erste heißt Verflucht und beginnt mit den Ausgaben, mit denen Autor Phil Hester die Serie übernommen hatte. Ein Kapitel daraus kann bei mycomics.de gelesen werden.Beim Vertigo-Label gibt es ein Sandman-Spinoff von Fables-Autor Bill Willingham, gezeichnet von Shawn McManus: In Thessaly - Die Hexe lässt das Morden nicht zieht die Hexe aus Neil Gaimans Sandman-Serie gegen diejenigen zu Felde, die ihr nach dem Leben trachten. Eine Kostprobe daraus steht auf mycomics.de.
Außerdem bringt Panini einen Comic zum hierzulande indizierten Videospiel Gears of War. Der erste Band heißt Am Abgrund, eine US-Vorschau dazu gibt es hier.
Ein kleines bisschen weniger blutig dürften dagegen die SpongeBob Schwammkopf-Comics sein, die Panini nun auch als Hardcover-Sammelbände veröffentlicht.Bei Tokyopop erschien der erste Band von Bakuman, der neuen Serie der Death Note-Macher Tsugumi Ohba und Takeshi Obata. Die Serie, die in Japan seit einem Jahr im Magazin Weekly Shōnen Jump läuft, erzählt von einem Mangazeichner und einem Mangaautoren, es ist also ein Manga über Manga, aber eine Liebesgeschichte darf natürlich auch nicht fehlen. Eine ausführliche Leseprobe gibt es in Tokyopops Manga Player.
Schon vor anderthalb Jahren hätte ursprünglich Fight! erscheinen sollen, ein Manga-One-Shot des Duos DiM€ alias Roda Makmod und Kim Liersch aus Wuppertal. Nach diversen Querelen und der Streichung des Titels aus dem Verlagsprogramm veröffentlicht EMA das Buch nun doch noch: In dem ersten Langstrecken-Manga der beiden jungen Zeichnerinnen geht es um einen jungen Schwertkampfschüler, der lernen muss, mit Niederlagen umzugehen.Labels: Druckfrisch
posted by Thomas um 19:21 | Permalink