
Die Welt am Draht, das sind Kommentare, Informationen, Gedanken und natürlich News rund um die Welt der Comics und darüber hinaus.
31.01.2009
BD partout
(Frankreichs großes Comicfestival)
Seit Donnerstag und noch bis Sonntag läuft im französischen Angoulême wieder das jährliche Festival international de la bande desinée, Europas größtes und wichtigstes Comicfestival. Geleitet wird es traditionell von jenem Comickünstler, der im Vorjahr mit dem "Grand Prix" ausgezeichnet wurde. Im letzten Jahr war dies das Künstlerduo Dupuy & Berberian (Monsieur Jean), die also dieses Jahr als Festival-Direktoren fungieren.
Vier Tage lang laufen nun wieder Signierstunden, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Vorführungen undsoweiter. Dank Internet kann man über die offizielle Website (auch in englischer Sprache) einen halbwegs guten Eindruck davon bekommen, was dort so alles los ist. Besonders interessant: La WebTV du Festival, wo zahlreiche Filmbeiträge gesammelt werden, hauptsächlich Interviews, aber auch Ausschnitte aus diversen Veranstaltungen oder dieser nette Trailer hier:
Wer kein Französisch versteht, bekommt Eindrücke aus Angoulême u.a. im F.A.Z.-Blog von Andreas Platthaus, der seit Tagen regelmäßig aus Frankreich bloggt, oder beim Comics Reporter, wo Bart Beaty seine Eindrücke schildert.
Traditioneller Höhepunkt des Festivals ist die große Preisverleihung, bei der man dann auch erfährt, wer im nächsten Jahr das Festival leiten darf. Bisher fand sie am Samstag statt, diesmal wurde sie auf den Sonntag verlegt, um zu verhindern, dass allzu viele Branchengrößen die Stadt am Sonntag schon verlassen.Labels: Angoulême, Festival, Messe
posted by Thomas um 15:56 | Permalink
27.01.2009
US-Comics und die Finanzkrise
(Comicmarkt USA)
Es hat ein wenig gedauert, aber langsam schlagen die schlechten wirtschaftlichen Nachrichten auch auf dem Comicmarkt durch. Zumindest in den USA ist dies der Fall. Kürzlich machte eine Meldung die Runde, die den sogenannten "Direct Market", also das System der spezialisierten Comicläden, wohl stark beeinflussen wird.
Der Vertrieb Diamond, der als Quasi-Monopolist für die Auslieferung (fast) sämtlicher Comics in die Comicshops zuständig ist, erhöht die Mindestsumme, die ein Comic einbringen muss, damit es weiter vom Vertrieb gelistet wird. Dies wurde Mitte Januar bekannt. Ein Comic muss bei Diamond Einnahmen von mindestens 2.500 US-Dollar erbringen, damit künftige Ausgaben weiterhin vom Vertrieb ausgeliefert und im Comic-Katalog Previews gelistet werden. Bisher lag die Grenze nur bei 1.500 Dollar.
Wie das Blog Robot 6@CBR vorrechnet, bedeuten 2.500 Dollar auf der Seite von Diamond etwa 6.000 Dollar beim echten Verkaufspreis. Ein durchschnittliches Comicheft für 3 US-Dollar müsste also mindestens 2.000 Stück verkaufen, um auf diesen Wert zu kommen.
Für die großen Verlage dürfte die neue "product order benchmark" kein großes Problem sein, kritisch wird es dagegen für alle kleineren Verleger. Die Folge könnte sein, dass viele Kleinverlage aufhören, Comics im Einzelheft-Format zu publizieren und sich noch stärker auf Comics im Buchformat konzentrieren. Damit würde jedoch die Möglichkeit entfallen, den Markt erstmal mit dem preisgünstigen Heft zu testen, bevor man später einen Sammelband herausgibt. Das Risiko wird höher, die Bereitschaft, nicht etablierten Künstlern und Autoren eine Chance zu geben, könnte sinken.
Für einige Kommentatoren bedeutet Diamonds neue Politik das Ende des Direktmarkts: Steven Grant sagt in seiner CBR-Kolumne: "Game over for the direct sales market."
Brian Clevinger, Autor des relativ erfolgreichen Indie-Comics Atomic Robo, schreibt: "Let me put it plainly. The basic model of getting new independent comics into shops is dead." Seine Schlussfolgerung lautet ähnlich wie bei vielen anderen Bloggern: Das Modell der letzten Jahre "Erst Einzelhefte, dann Sammelband" wird künftig mehr und mehr abgelöst werden von "Erst digital, dann als gedruckter Sammelband". Kein ganz neuer Trend im US-Comicmarkt, aber einer, der von Diamonds Beschluss verstärkt und beschleunigt werden könnte.
Dass es bei Diamond auch intern Sparmaßnahmen geben wird, wurde vergangene Woche bekannt: 13 Mitarbeiter werden entlassen, Gehälter werden reduziert.
Auch anderswo wird gekürzt: Beim Time-Warner-Konzern, zu dem bekanntlich DC Comics gehört, ist ein großes Sparprogramm angerollt: 10 Prozent der Stellen im Konzern sollen gekürzt werden. Erste Auswirkungen auf die Comics: Das MAD Magazine stellt sein Erscheinen von monatlich auf vierteljährlich um: Ab April 2009 erscheint das Heft nur noch quartalsweise, dies wird ausgerechnet die "Jubiläumsausgabe" #500 sein.
Bei DC Comics wird es mehrere Kündigungen geben, darunter auch eine prominente: Bob Schreck, der als Senior Editor für einige DC-Titel sowie für Vertigo zuständig war, muss gehen.
posted by Thomas um 10:46 | Permalink
25.01.2009
Horst is back!
(na ja, fast)Sorry, falls die Überschrift zu hohe Erwartungen geschürt hat. Aber zumindest gibt es was Neues zu berichten. Alle, die dem von Robi erdachten umtriebigen Jungrammler nachtrauern, sollten das Blog "Horst Bruckner" mitverfolgen (auf der Startseite ist jeweils die aktuelle Folge zu sehen, rechts im Menü findet Ihr die Archiv-Funktion).
Zeichner Geier, meiner Meinung nach einer der besten Furry-Zeichner, hat die ursprünglichen s/w-Seiten koloriert sowie neu gelettert und stellt sie nun nach und nach ein. Und da wird im Lauf der Zeit so einiges zusammenkommen.
Geier schreibt dazu im Blog:"Unser agiler Rammler hatte eine große und treue Fangemeinde und etliche waren doch ziemlich enttäuscht als ich aufgehört habe. Als kleine Wiedergutmachung gibt es nun diesen Blog. [...] Nach und nach werde ich die Storys in diesem Blog posten weil ich nicht ernsthaft annehme daß Horst noch zu meinen Lebzeiten bunt nachgedruckt wird, die Farbseiten den Lesern aber auch nicht vorenthalten möchte."Danke für die Mühe und diesen Service!
Und wer den von Hormonen ewig getriebenen und scheiternden Horst noch nicht kannte oder nur vom Hörensagen, für den ist das natürlich eine tolle Gelegenheit, mal reinzuschnuppern. Die gedruckte Serie in schwarz-weiß hat es - bis zum Ausstieg Geiers - beim Verlag Schwarzer Turm auf 14 Ausgaben geschafft und ist u.a. in dem vom Turm betriebenen Freibeutershop zu haben.Labels: Blog, Independent
posted by Frauke um 11:52 | Permalink
16.01.2009
Superman und Golem
(Ausstellung in Frankfurt)
Der Besucher wird am Eingang von Superman empfangen. In einer Endlosschleife fliegt der Mann aus Stahl mit ordentlich Täterätä! über den Fernsehbildschirm. Zu sehen ist eine TV-Episode aus den 1940er Jahren. Der berühmte Held am Eingang der Ausstellung Superman und Golem soll als Blickfang dienen. Noch bis zum 22. März sind im Jüdischen Museum in Frankfurt Comics zu sehen, an deren Entstehung Juden maßgeblich beteiligt waren und in denen auch oft Aspekte jüdischen Lebens und jüdischer Geschichte verarbeitet werden.Nicht immer finden sich in den Geschichten jüdischer Zeichner auch jüdische Themen. Superman ist ein gutes Beispiel dafür. So wird am Eingang der Ausstellung darauf hingewiesen, dass es nicht darum gehe, den Comic als spezifisch jüdisches Medium zu vereinnahmen, sondern lediglich einen wichtigen Aspekt herauszuarbeiten. Der Cape-Träger vom Planeten Krypton zum Beispiel verweist auf seine beiden jüdischen Schöpfer, die Comic-Künstler Joe Schuster und Jerry Siegel, die Superman 1932 erfanden und damit den Boom der Superhelden einläuteten. Eine bezeichnend jüdische Figur ist Superman jedoch nicht.
Doch nur wenig ist so leicht und unverfänglich wie Superman. Schon im zweiten Ausstellungsraum findet sich ein Exponat, eine Zeitungsseite aus dem Nazi-Blatt Das Schwarze Korps von 1940, in dem ein namenloser deutscher Schmierfink versucht, Superman und Jerry Siegel in den Schmutz zu ziehen. Die Propaganda des Dritten Reichs reagierte damit auf eine zweiseitige Comic-Story, in der Superman sowohl Hitler als auch Stalin entführt und vor ein Tribunal schleppt. Zu sehen ist nicht nur der diffamierende deutsche Zeitungsartikel, sondern auch die zweiseitige US-Comic-Story.Dieses außerordentlich gelungene Ausstellungsstück führt weiter zu ernsteren Themen als Superman, zum Beispiel zu den Graphic Novels von Will Eisner, weiter zu Spiegelmans Maus und weiter zu Harvey Pekars American Splendor. Zu sehen sind Werke von insgesamt 48 Comic-Künstlern. Die meisten Arbeiten kommen aus den USA, was einen deutlichen Schwerpunkt der Ausstellung ausmacht. Doch auch europäische und israelische Comic-Künstler finden ihren Platz. Joann Sfar hat beispielsweise einige Originalseiten zur Verfügung gestellt und wird in angemessenem Umfang gewürdigt. Zeitlich bewegt sich die Ausstellung zwischen 1910 und der Jetztzeit.
Die Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt ist allen Comic-Freunden zu empfehlen. Wenn man sich Zeit nimmt und nicht nur die Zeichnungen überfliegt, sondern auch in Ruhe liest und betrachtet, benötigt man mindestens einen halben Tag. Wer sich vorab noch mehr informieren möchte, findet weitere Infos über das Jüdische Museum und die aktuelle Wechselausstellung hier.
Superman und Golem. Der Comic als Medium jüdischer Erinnerung
Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt
18. Dezember 2008 – 22. März 2009Labels: Ausstellung, Eisner, Künstler, Spiegelman, Superman, Zeitung
posted by Christopher Bünte um 12:13 | Permalink
15.01.2009
Frisch aus der Druckerei, 1/09
(Comic-Neuheiten im Dezember)HIGHLIGHT DES MONATS: Kurz vor Jahresschluss erschien beim "Graphic Novel"-Label des Carlsen Verlags noch ein Aufsehen erregender Titel: Paul Hornschemeiers Die drei Paradoxien, das Nachfolgewerk zum vielgepriesenen Komm zurück, Mutter. Mit dem Comic erzählt Hornschemeier gleichzeitig von seiner Jugend wie auch davon, wie es ist, einen Comic über seine Jugend zu machen. Dabei spielt er auf sehenswerte Weise mit dem Medium, wenn er etwa einzelne Kapitel als "Comic im Comic" gestaltet. Einige Probeseiten aus dem US-Original kann man auf der Website des Zeichners und beim US-Verlag Fantagraphics sehen.
Offiziell schon zu Halloween erschienen, aber wegen diverser Druckerei-Probleme erst seit Dezember so richtig lieferbar: Xoth: Die unaussprechliche Stadt von Anna-Maria Jung. Comigate-Leser kennen die sympathische Grazerin aus ihren Beiträgen in den Printmagazinen Nr. 1 und Nr. 3 und von der Teilnahme an diversen Spacken- und anderen Wettbewerben. Jetzt hat sie beim Zwerchfell Verlag ihren ersten richtig langen Comic vorgelegt. Xoth ist eine witzige Hommage-Schrägstrich-Parodie auf H.P. Lovecraft und seinen Cthulhu-Mythos, präsentiert in einem schicken, komplett farbigen Hardcover-Band. Kostproben und Infos auf xoth-comic.net.
Bei Gringo Comics legt Martin Frei einen Regionalkrimi in Comicform auf. Kommissar Eisele - Kripo Stuttgart spielt in Stuttgart und wird wohl auch vorwiegend dort gekauft und gelesen werden. Meine Rezension dazu kann man hier lesen, auf der Gringo-Homepage gibt's noch reichlich Infos zu dem Projekt.
Auf dem leider eingestellten Comicportal des ORF lief seinerzeit unter anderem die Serie Cyberdise: Die Schnittstelle zur Unendlichkeit von Ronald Putzker, Wolfgang Su und Michel Reimon. Das Team hat den futuristischen Thriller nochmal neu überarbeitet und zu einem Album umgeformt. Dieses liegt jetzt gedruckt bei Comicplus+ vor. Dort findet man auch eine Leseprobe, in der man sehr schön die Unterschiede zur Veröffentlichung als Online-Strip begutachten kann.
In Erlangen gewann das Team von PlusPlus Comics den Max-und-Moritz-Sonderpreis für die Beste studentische Publikation. Die vierte Ausgabe der Schweizer Anthologie erscheint nun unter dem Dach der Edition Moderne und hat ein interessantes Konzept: Unter dem Titel Es war einmal nehmen alle beteiligten Künstler ein Foto aus dem Jahr 1974 als Ausgangsbasis, das ein unbekanntes Paar zeigt. Was dabei herauskommt, sieht dann zum Beispiel so aus.
Die One-Pager von Jamiri erscheinen regelmäßig bei Spiegel Online, und noch viel länger gibt es sie gedruckt im Studentenmagazin Unicum. Dessen Verlag, die uni-edition, hat jetzt einen schönen Sammelband mit den Highlights aus 15 Jahren veröffentlicht: Jamiri - Best of 1993-2008.
Der vor allem in Motorradfahrerkreisen beliebte Funny-Comic Chris & Marty von Michael Apitz versucht sich in seinem dritten Album an einer James-Bond-Parodie. Weil man "das typische Bond-Feeling mit Humor, Selbstironie und der Gewissheit, die Welt wieder einmal gemeinsam gerettet zu haben" vermisse, so heißt es auf der Homepage, bringe man dieses nun eben in Comicform zurück. Chris & Marty: Im Geheimdienst Ihrer Majestät heißt das Ergebnis. Mehr dazu hier.
Aus der Ecke des amerikanischen (genauer gesagt:kanadischen) Independent-Comics kommt Chester Brown, der schon autobiographische Comics machte, lange bevor dies zum Trend und beinahe zum eigenen Genre wurde. Fuck erschien vor Jahren schon einmal bei Jochen Enterprises, jetzt legt Reprodukt das Werk erneut auf. Der Comic erzählt vom Erwachsenwerden in einer kanadischen Kleinstadt und fällt zuallererst durch sein ungewöhnliches Seitenlayout auf, wie man auch auf der Leseprobe sehen kann.
Noch eine Neuauflage, wiederum aus dem US-Independent-Bereich: Mit From Hell schufen Alan Moore und Eddie Campbell ein gewaltiges Epos voller Wucht. Es geht um den legendären Fall des Jack the Ripper, der im London der im Jahr 1888 als Serienmörder sein Unwesen trieb. Alan Moore legt sich relativ schnell fest, wer aus seiner Sicht der Mörder war, erzählt die Geschichte aber vorwiegend aus der Perspektive des Ermittlers Abberline, der in der Verfilmung (die in keiner Weise an den Comic heranreichte) von Johnny Depp gespielt wurde. Bei Cross Cult gibt es From Hell jetzt in einer gut 600 Seiten starken, gebundenen Gesamtausgabe. Leseprobe gibt's hier.
Und gleich nochmal eine Wiederveröffentlichung bei Cross Cult: Hard Boiled von Frank Miller und Geof Darrow, eine gewalttätige Wimmelbild-Sammlung für Erwachsene. Dazu gibt es eine Leseprobe und eine Comicgate-Rezension.
Und nochmal ein Titel, der längere Zeit vergriffen war, aber eine Neuauflage definitiv verdient hat: Onkel Dagobert - Sein Leben, seine Milliarden, das Opus Magnum von Don Rosa, in dem er die komplette Lebensgeschichte des großen Kapitalisten Onkel Dagobert erzählt und nebenbei seinem Vorbild Carl Barks Tribut zollt. Die erweiterte Neuausgabe der Ehapa Comic Collection enthält zusätzliches Bonusmaterial und kommt knapp auf 500 Seiten. Auch für Leser zu empfehlen, die sonst einen Bogen um Disney-Comics machen.
Der Dezember war wohl wirklich der Monat der Neuauflagen. Einen haben wir noch: Die Ehapa Comic Collection brachte einen Sammelband mit zwei Alben von Pierre Christin und Enki Bilal. Die politischen Dystopien Der Schlaf der Vernunft von 1979 und Treibjagd von 1983 erscheinen gesammelt unter dem Titel Fins de Siècle.
Ein nicht mehr übersehbarer Trend in den USA ist es, dass Comicverlage sich alle möglichen Lizenzen sichern, um Comics zu mehr oder weniger bekannten TV- und Kinostoffen zu produzieren. Dies treibt bisweilen seltsame Blüten. So kehrten z.B. bei Wildstorm die Lost Boys zurück. Die adoleszenten Vampire waren im Kino vor 21 Jahren erfolgreich, die 2008 gedrehte Fortsetzung The Tribe kam bei uns nicht ins Kino und erschien direkt auf DVD. Die Brücke zwischen den beiden Filmen stellt der Comic Lost Boys: Reign of Frogs von Hans Rodionoff und Joel Gomez dar. Und den gibt's nun auch auf Deutsch bei Panini (US-Leseprobe).
Ebenfalls ein Ergebnis des beschriebenen Trends ist Red Sonja, die in den siebziger Jahren erstmals als Nebenfigur in den Conan-Comics auftauchte und schnell ihre eigene Serie bekam. Nach dem Film mit Brigitte Nielsen (1985) war das Franchise erstmal tot, bis der Verlag Dynamite 2005 einen erfolgreichen Relaunch schaffte. Eine neue Verfilmung ist bereits in Planung, Produzent ist Robert Rodriguez (Sin City). Die Miniserie Red Sonja: Königin der Eiswüste, die jetzt bei Panini erschien, stammt von Frank Cho, der sich mit knapp bekleideten Action-Heldinnen ja gut auskennt. Die Zeichnungen kommen allerdings nicht von ihm, sondern vom Kollegen Homs. Hier gibt's eine Kostprobe.
Geschwungene Schwerter gibt es auch in der neuen Albenserie Die Söldner, die im Dezember beim Splitter Verlag startete. Der Comic spielt in einer Fantasy-Welt, in der sich die magischen Wesen zurückgezogen haben, nun aber nach langer Zeit wieder einige Drachen auftauchen. Eric Bourgiers Zeichnungen verzichten fast völlig auf Farbe und sind stattdessen überwiegend in Sepia-Tönen gehalten. Wie das ausschaut, sieht man in der Leseprobe.
Auch Bunte Dimensionen startete eine neue Serie aus Frankreich: Blei im Schädel von Matz (Der Killer) und Colin Wilson (dessen Artwork zuletzt beim Brubaker-Titel Point Blank zu sehen war). Der Dreiteiler ist ein Politthriller rund um vertuschte Morde, toughe FBI-Ermittler und Journalisten, die gerne im Dreck wühlen. Hier gibt's die Leseprobe.
Mit den Comics des chinesischen Künstlers Benjamin, der auch beim Comic-Salon in Erlangen zu Gast war, hat Tokyopop Neuland betreten. Nun gibt es Nachschub für alle, die Remember mochten: mit One Day erscheint nun auch Benjamins Erstlingswerk auf Deutsch. Enthalten sind vier Kurzgeschichten und zahlreiche Illustrationen.
Bei Carlsen Manga startete die neue Serie Welcome to the N.H.K. von Tatsuhiko Takimoto und Kendi Oiwa. Die Hauptfigur ist ein sogenannter Hikikomori, also eine Person, die völlig zurückgezogen ohne soziale Kontakte lebt. Bei den Kollegen von G wie Gorilla gibt es eine Besprechung der US-Version, bei der sich der Autor fragte: "Welcome to the N.H.K. ist entweder eine grausame Abrechnung mit sämtlichen gängigen Otaku-Auswüchsen oder eine Glorifizierung und Rechtfertigung selbiger. Auch nach mehrfachem Lesen und einiger Recherche bin ich mir da nicht wirklich sicher."
Zum Schluss noch zweimal Sekundärliteratur: In Ausgabe 48 des Magazins Reddition befasst man sich ausgiebig mit dem Künstler Regis Loisel (Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit) und porträtiert außerdem den Minimenschen-Schöpfer Pierre Seron. Mehr dazu hier.
Und bereits zum fünften Mal erscheint das Jahrbuch Deutsche Comicforschung mit zahlreichen Beiträgen zur Geschichte des Comics in Deutschland. Das Inhaltsverzeichnis, ein paar Probeseiten undden Stoßseufzerdas Vorwort von Herausgeber Eckart Sackmann gibt es auf comicforschung.de zu lesen.Labels: Druckfrisch
posted by Thomas um 09:50 | Permalink
14.01.2009
Geek-Alarm im Weißen Haus
(Obama trifft Spider-Man und Mr. Spock)Über Barack Obamas Comic-Vorlieben und sein gezeichnetes Aufeinandertreffen mit Savage Dragon berichteten wir ja bereits. Nun hat man sich auch bei Marvel Comics entschlossen, auf der Obama-Mania-Welle mitzureiten und dem nächsten US-Präsidenten einen Auftritt in Amazing Spider-Man zu gönnen. Die heute erscheinende Ausgabe 583 wird nicht nur von Obamas Konterfei auf dem Cover von Phil Jimenez verziert, sondern enthält auch eine sechsseitige Kurzgeschichte, in der Spider-Man auf Obama-Man trifft und die beiden sich ihre gegenseitige Bewunderung versichern dürfen. Bei Marvel erwartet man natürlich einen Ausverkauf der Erstauflage.Dass es sich bei Barack Obamas Comic-Affinität nicht um eine Presse-Ente handelt, zementierte der ehemalige Senator übrigens, als er bei einer Rede in New York im Oktober 2008 verkündete: "In Wirklichkeit wurde ich auf Krypton geboren und von meinem Vater Jor-El hierher geschickt, um den Planeten Erde zu retten." Ein dazu passendes Foto, das Obama in Superman-Pose bei einem Besuch in Smallville zeigt, wurde einst auf seiner Senats-Webseite veröffentlicht.
Umgekehrt hat Obama auch große Fans in der Comic-Industrie. So wurde auf dem San Diego Comic Con im Sommer 2008 ein Obama-Portrait von Künstler Alex Ross vorgestellt, das ihn ebenfalls in bester Superman-Manier darstellt. Auch der scheidende Präsident George W. Bush bekam ein Bild von Ross gewidmet. Gefreut haben wird er sich darüber wohl nicht. Der Titel: "Bush Sucking Democracy Dry". Als dekorativer Gegenpol zu Obamas Heldenpose passt es jedenfalls perfekt. (Dazu ein kleiner Aufruf für deutsche Comiczeichner: Wie wäre es denn mal mit derart kreativen Kanzlerkandidaten-Portraits zur diesjährigen Bundestagswahl? ;-))
Um dem Ganzen die Geek-Krone aufzusetzen, entpuppte sich der 44. Präsident der USA auch noch als Trekkie! Nicht nur, dass er bei einem Treffen "Mr. Spock"-Darsteller Leonard Nimoy mit dem vulkanischen "Live Long and Prosper"-Handzeichen begrüßte. Vor Reportern witzelte er außerdem, dass die Gürtelschnalle seiner Frau Michelle mit den bei Star Trek-Fans wohlbekannten Dilithium-Kristallen gespickt sei und konnte sich danach auch ein "Beam me up, Scotty" nicht verkneifen. Michelle Obama verdrehte dazu leidgeprüft die Augen.
Benjamin Nugent, Autor des Buchs "American Nerd: The Story of My People", erklärte dazu in einem Interview mit der Associated Press, dass Obama gut darin sei, "seinen inneren Geek zu unterdrücken, aber man merkt, dass er da ist."Labels: Barack Obama, Marvel, Politik, Spider-Man, Superman, US
posted by Andi um 13:18 | Permalink
11.01.2009
80 Jahre Tim und Struppi
(Geburtstags-Artikel allerorten)
Gestern vor 80 Jahren, am 10. Januar 1928, erschien in Le Petit Vingtième, der Jugendbeilage der der katholischen Tageszeitung XXième Siècle, zum ersten mal ein Abenteuer von Tintin. Diesen Geburtstag nehmen dieses Wochenende zahlreiche Zeitungen und Websites zum Anlass, dem Jubilar zum Geburtstag zu gratulieren. Hier eine kleine Auswahl:
In der Süddeutschen Zeitung erinnert sich Gerhard Matzig daran, dass Reporter Tim ja praktisch ein Berufskollege ist und erklärt, warum Hergés Comics gleichzeitig futuristisch und konservativ sind.
Holger Kreitling konzentriert sich in der Welt auf die kleinen äußeren Veränderungen, die Tintin im Laufe seines Comic-Lebens gemacht hat.
Im Tagesspiegel schreibt Michael Hüster eine einsteigerfreundliche Tim-und-Struppi-Chronik.
Die Frankfurter Rundschau sammelt Steckbriefe von Hunden im Comic und steigt logischerweise mit Struppi (bzw. Milou, wie er im Original heißt, ein. Auf der Website natürlich in Form einer Klickstrecke - Page-Impressions ahoi!
In der Times versuchtLabels: Hergé, Tim und Struppi
posted by Thomas um 12:50 | Permalink
09.01.2009
Revolution in der U-Bahn
(Nicolas Mahler im Münchner Untergrund)
In der Münchner U-Bahnstation Odeonsplatz ist es Tradition, dass alljährlich zum Jahreswechsel ein kleiner Durchgangstunnel zwischen den Linien U3/U6 und U4/U5 zum Platz für Kunst im Öffentlichen Raum wird. Dann werden die Plakatwände links und rechts für ein paar Wochen mal nicht mit Werbung beklebt, sondern mit Kunst. In den Jahren bis 2008 war dafür das Projekt Kunsttunnel zuständig. Dieses Jahr werden die Plakatwände von einem Münchner Projekt genutzt, das mit einer umfangreichen Veranstaltungsreihe an die Räterevolution erinnert, die vor 90 Jahren in München ihren Ausgang nahm.
Zu dieser Reihe gehört auch die Kunst-Aktion im U-Bahn-Tunnel, für die man den Wiener Comiczeichner Nicolas Mahler engagiert hat. Mahler, ein Großmeister des minimalistischen Humors, nutzt die Plakatwände als Fläche für einen kurzen Comicstrip im Monumentalformat. Jede der sieben nebeneinander stehenden Plakatwände dient dabei als ein Panel. Der Strip setzt sich in typisch Mahler'scher Manier mit den Stichworten "U-Bahn" und "Revolution" auseinander.
(Klick aufs Bild für größere Version)
Münchner haben nur noch wenige Tage Gelegenheit, diesen Strip zu sehen: Ab dem 12. Januar können die Wände wieder mit schnöder Werbung beklebt werden.Labels: München, Nicolas Mahler
posted by Thomas um 10:32 | Permalink
06.01.2009
Noch mehr Zeitungscomics
(Neue Eigenproduktionen in großen überregionalen Zeitungen)
Die Zeitungen aus Frankfurt bereichern mal wieder die hiesige Comiclandschaft. Zum Jahresanfang starteten neue Zeitungscomics in der FR, der FAS und der F.A.Z.
Bei der Frankfurter Rundschau erscheint im gesamten Jahr 2009 jeden Samstag ein ganzseitiger, farbiger Comic von Isabel Kreitz. Der FR Deutschland Comic greift in jeder Folge ein Ereignis aus der Geschichte der Bundesrepublik auf, die im Jahr 2009 ihren 60. Geburtstag feiert. Verbunden ist der Comic mit einem Gewinnspiel: Die FR-Leser sollen das Datum nennen, an dem das im Comic beschriebene Ereignis stattgefunden hat. Online kann man den Comic nicht sehen, wohl aber das Interview mit Isabel Kreitz, das die FR zu diesem Anlass im Blatt hatte.
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung bietet auf ihrer Seite "Ansichten" jeden Sonntag den sogenannten Tragic Strip, der von wechselnden Zeichnern gestaltet wird. In den kommenden Wochen kommt dieser vom US-Künstler Paul Hornschemeier. Exklusiv für die FAS zeichnete er die wortlose Geschichte vom "Huge Suit", die in den kommenden 17 Wochen fortlaufend veröffentlicht wird. Einen kleinen Ausschnitt gibt es auf Hornschemeiers Blog zu sehen.
Auch bei der werktäglichen F.A.Z. gibt es Neuerungen. Wie bereits berichtet, gibt es ab sofort keinen täglichen Strizz-Strip von Volker Reiche mehr. Dieser bekommt dafür im neuen Jahr eine halbe Seite in der samstäglichen Wochenend-Beilage "Bilder und Zeiten". Die erste Folge am vergangenen Wochenende wurde von einem großen Artikel von Andreas Platthaus begleitet, der die Tradition der Sonntagsstrips bei den amerikanischen Zeitungscomics beleuchtet.
Der frei werdende Platz in den F.A.Z.-Ausgaben von Montag bis Freitag wird rund sechzig Ausgaben lang von Ralf König bestritten. Ab dem heutigen Dienstag erscheint sein Comic Archetyp, in dem er sich zum wiederholten Male satirisch mit Religion beschäftigt. Basis ist die biblische Geschichte von der Arche Noah. Andreas Platthaus kündigt den Strip in seinem Comic-Blog auf FAZ.net an: "Ralf König hat den gottesfürchtigen Schiffsbauer kräftig gegen den Strich gebürstet, und im Mittelpunkt seiner Geschichte steht denn auch nicht die Sintflut, sondern das seltsame Paradox eines gütigen Gottes, der mir nichts dir nichts fast seine ganze Schöpfung ersäuft, auf deren Entwurf er doch so große Mühe verwandt hat, und das nur wegen der Ungebärdigkeit der Menschen." Die erste Folge von Archetyp gibt's auf FAZ.net zu lesen.Labels: Zeitung, Zeitungscomics
posted by Thomas um 11:16 | Permalink
05.01.2009
Tokyopop: Lizenzgeber dreht den Saft ab
(Keine Manga von Kodansha mehr)
Kurz vor Jahresende überraschte Tokyopop seine Leser mit einer schlechten Nachricht im Newsletter des Verlags:"Der Verlag Kodansha hat uns überraschend mitgeteilt, man habe sich dazu entschlossen, die Verträge zu allen Serien auslaufen zu lassen und vorerst auch keine neuen Bände an uns zu lizensieren. Gründe für diese Entscheidung hat man uns leider nicht mitgeteilt. Man hat uns lediglich wissen lassen, sie habe nichts mit der bisherigen Zusammenarbeit zwischen Kodansha und Tokyopop Deutschland zu tun. Dies zwingt uns leider dazu, die Reihen Beck, Cromartie High School, School Rumble, Perfect Girl und Hell Girl unbeendet zu stoppen."Im Verlagsforum von Tokyopop entspann sich sogleich eine lange Diskussion um dieses ungewohnte Verhalten des Lizenzgebers, einschließlich Spekulationen, ob die betroffenen Serien womöglich bei einem anderen Verlag fortgeführt werden könnten. Es gibt auch das Gerücht, dass Kodansha eventuell selbst einen deutschsprachigen Ableger plant und deshalb die Verträge auslaufen lässt.
Auch andere deutsche Manga-Verlage veröffentlichen Serien aus dem Hause Kodansha. Diese scheinen vom neuen Kurs des Lizenzgebers bisher nicht betroffen zu sein. Dies bestätigt auch Verlagsleiter Joachim Kaps im Tokyopop-Forum: "Unseres Wissens ist von der Entscheidung definitiv nur TOKYPOP betroffen."
Kodansha ist laut Wikipedia der größte japanische Verlag und feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag.Labels: Lizenzen, Manga, Tokyopop
posted by Thomas um 13:27 | Permalink