
Die Welt am Draht, das sind Kommentare, Informationen, Gedanken und natürlich News rund um die Welt der Comics und darüber hinaus.
27.08.2008
Frische Online-Begleiter
(Neue Zusatzangebote auf Verlags-Websites)
Dass ein Comic-Verlag, und sei er noch so klein, eine halbwegs vernünftige und aktuelle Internet-Präsenz haben muss, hat sich inzwischen herumgesprochen. Die Möglichkeiten sich im Netz dem Publikum zu präsentieren, sind vielfältig - da ist es interessant, dass drei der kleineren deutschen Verlage unlängst ganz verschiedene neue Online-Angebote gestartet haben. Wohlgemerkt nicht als Ersatz der alten Homepage, sondern als Ergänzung.
Bei Reprodukt gibt es seit kurzem ein eigenes Blog. Dieses soll gefüllt werden mit Infos und subjektiven Einsichten in die Aktivitäten der Reprodukt-Mitarbeiter. Die meisten von ihnen schreiben auch für das verlagsübergreifende Blog graphic-novel.info und sind dort wohl auf den Geschmack gekommen. Auf blog.reprodukt.com wissen die Reproduzenten die Flexibilität eines Weblogs von Anfang an prima zu nutzen - die Palette reicht von Fotoberichten über einen kurzen Einblick ins Lettering bis zum wortlosen Veröffentlichen des Covers eines geplanten Comics. Eine Kommentarfunktion gibt's auch, wird allerdings bislang fast nicht genutzt. Erklärtes Vorbild ist das Blog des kanadischen Verlags Drawn&Quarterly. Schöne Sache, nur eins verstehe ich nicht: Warum müsst ihr vor jeden Blogeintrag erstmal "Blog:" schreiben?
Einen anderen Weg geht man bei Gringo Comics und erweckt dort die nicht mehr ganz neue Idee des PDF-Magazins zum Leben. Das Gringo Magazin besteht vor allem aus Comics, ist also eine kleine elektronische Anthologie, teils aus Short Stories, teils aus Fortsetzungsgeschichten - alle stammen von Künstlern aus dem Gringo-Stall (Stephan Hagenow, Haggi, Rudolph Perez u.a.) und sind mehr oder weniger im Funny-Bereich angesiedelt. Nette Idee, auch wenn die enthaltenen Comics zum Teil schon anderswo veröffentlicht wurden (vermute ich zumindest, nähere Angaben verschweigt das Magazin leider) und die Qualität des PDFs noch verbesserungswürdig ist - stellenweise ist das Lettering recht unscharf und schwer zu lesen. Auf jeden Fall ein interessanter und guter Weg, den potentiellen Lesern die eigenen Comics und Kreativen kostenlos nahe zu bringen.
Schon etwas länger gibt es auch bei Schreiber & Leser ein Zusatzangebot zur regulären Verlags-Website: Das Schreiber & Leser Magazin ist kein PDF, erscheint aber im "look and feel" einer Zeitschrift. Bislang sind zwei Ausgaben erschienen. Dort gibt es jeweils auf wenigen Seiten kurze Vorstellungen von Comics aus dem Verlagsprogramm, die ein wenig "magaziniger" aufgemacht sind als auf der S&L-Homepage. Als zusätzliches Schmankerl stellt man in jeder Ausgabe einen alten Comic aus dem Archiv des Verlags vor. Da Schreiber & Leser eine lange Geschichte hat und schon seit mehr als 25 Jahren dabei ist, kann man da so einige halb vergessene Schätze hervorkramen.Labels: Gringo Comics, Reprodukt, Schreiber und Leser, Verlage
posted by Thomas um 10:51 | Permalink
26.08.2008
Entjungfert
(Virgin Comics am Ende?)
Und wieder mal kommt aus den USA die Meldung, dass ein ehrgeizig gestartetes Verlagsprojekt (so gut wie) gescheitert ist. Die Rede ist diesmal von Virgin Comics, jenem eigenwilligen Joint Venture, in dem sich der britische Medienkonzern Virgin mit Comicmachern aus Indien zusammentat, um Comics auf dem amerikanischen Markt zu vertreiben. Neben Comics von indischen Autoren wie Deepak Chopra brachte Virgin auch Titel, die prominente Namen aus der Entertainmentbranche schmückten: Regisseure wie John Woo und Guy Ritchie und Schauspieler wie Nicolas Cage, Schauspielerdarstellerinnen wie Jenna Jameson oder gealterte Rockstars wie Dave "Eurythmics" Stewart liehen den Virgin-Serien ihre Namen. Ein paar davon sind kürzlich auch auf deutsch bei Panini erschienen.
Doch nun scheint es, zwei Jahre nach der Verlagsgründung schon wieder zuende zu sein. Sowohl The Beat als auch Comic-Gerüchtekoch Rich Johnston vermelden Auflösungserscheinungen. Die meisten Mitarbeiter des New Yorker Büros von Virgin Comics sollen entlassen werden, E-Mails werden nicht beantwortet oder können gar nicht erst zugestellt werden. Ein offizielles Statement gibt es allerdings bis dato noch nicht, bislang handelt es sich nur um Gerüchte.
Ob eine eventuelle Schließung des Verlags ein großer Verlust für die Comicwelt wäre, kann ich nicht beurteilen, da ich nie einen Virgin-Comic gelesen habe. Von euch jemand?
UPDATE 27.08.2008: Inzwischen sind die Gerüchte größtenteils bestätigt worden. Publishers Weekly berichtet, dass das New Yorker Büro, in dem auch die Comics verlegt wurden, geschlossen wurde und alle acht Mitarbeiter gehen mussten. Der Geschäftsführer von Virgin Comcis, Sharad Devarajan, bestätigte dies in einem Statement, teilte aber gleichzeitig mit, das es eine"Restrukturierung" der Firma geben werde. Man werde ein neues Büro in Los Angeles eröffnen. Der indische Teil des Joint Ventures, Gotham Entertainment in Bangalore, sei nicht betroffen. Es sieht also so aus, als würde Virgin die Aktivitäten auf dem US-Comicmarkt erstmal einstellen. Der Plan mit dem Büro in Los Angeles deutet darauf hin, dass man dort versuchen wird, Filmrechte an den Mann zu bringen.Labels: US, Verlage, Virgin Comics
posted by Thomas um 15:12 | Permalink
25.08.2008
You Suck at Photoshop
(Tutorial-Linktipp)
Okay, okay, da hab ich ziemlich geschlafen.
Die preisgekrönte Webserie "You Suck at Photoshop" läuft schon seit Ende letzten Jahres sowohl auf YouTube als auch auf einer eigenen YSAP-Website, untergebracht bei "My Damn Channel" und erschaffen von Donnie Hoyle.
Die lehrreiche und extrem sarkastische Serie würde man wohl neudeutsch unter "Edutainment" einordnen: Donnie weiß, dass wir Zuschauer hier draußen alle totale Photoshop-Versager sind. Also erbarmt er sich und erklärt uns in jeder Folge eine Funktion von Photoshop, die etwas spannender ist als der Aquarell-Filter oder Zauberstab. In seinem Privatleben läuft es allerdings nicht ganz so rund, deshalb bieten sich als Beispiele für seine PS-Lehrstunden immer wieder neue Foto-Opfer an: Sei es sein Boss, der eine Urkunde dafür erhält, was seine Mitarbeiter erarbeitet haben, seine Frau, die man im Hintergrund rumkeifen hört, oder die überall hinpinkelnde Katze, die seine (bald Ex-)Frau angeschleppt hat. Auch seine amourösen Versuche sowie Vaterschaftstests spielen eine Rolle.
So interessant mancher PS-Kniff ist, so gefällt mir eigentlich am besten das liebevoll arrangierte Umfeld von Donnie: Sei es der immer wechselnde Desktop-Hintergrund, seien es die Fotos (und ihre Dateibezeichnung), aus denen er seine Beispiele aussucht, seine E-Mails, die man - natürlich nur rein zufällig - immer mal wieder mitlesen kann, oder der Titel, der bei jeder Folge anders geschrieben wird. Einfach sehr genial gemacht, das Ganze.
Vor ein paar Tagen ist die Serie übrigens bei Folge 15 angekommen.
Hier mal als Beispiel eine meiner Lieblingsfolgen, in der Donnie uns frustiert erklärt, wie man den Ehering ("dirty liar ring") auf dem Hochzeitsfoto wieder los wird:
Die Nebenserien, z.B. über seinen Rollenspiel-Kumpel Sn4tchbuckl3r, der in einer gewaltfreien Liebhabvariante von Second Life gelandet ist und dort verzweifelt (so wird aus dem eingetippten "Fucking bullshit, man!" schnell mal ein "I like ponies!" vom Programm gezaubert), sind auch nicht von schlechten Eltern. Ebenfalls untergebracht bei My Damn Channel.Labels: Grafik, Linktipp, Tutorial, Webvideo
posted by Frauke um 23:53 | Permalink
23.08.2008
Die Alben-Renaissance geht weiter
(Neu im Geschäft: Der Piredda Verlag)
Nachdem das Geschäft mit franko-belgischen Albenstoffen vor ein paar Jahren schon fast totgesagt worden war, hat sich diese Sparte des Comicmarktes zuletzt deutlich erholt. Zwar sind die Auflagen kleiner (und die Preise höher) als früher, dafür bieten engagierte neue Verlage wie Splitter oder Bunte Dimensionen mit großer Nähe zur Käuferbasis und erstklassigen Production Values eine breite Produktpalette und schließen die Lücke, die durch die massiven Streichungen in den Programmen der größeren Verlage entstanden waren.
Nun ist ein weiterer neuer Verlag hinzugekommen, der sich ebenfalls an die Fans klassischer franko-belgischer Stoffe richtet: der Piredda-Verlag, gegründet und geleitet von Mirko Piredda. Dieser war neun Jahre lang Redaktionsleiter der Zeitschrift ZACK, eher er diesen Job Anfang des Jahres niederlegte (wir berichteten). Er kennt sich also bestens aus im Metier.
Piredda plant, monatlich zwei Comic-Alben zu veröffentlichen. Basis des Verlagsprogramm sind zunächst Fortsetzungen bekannter Serien, die anderswo eingestellt wurden: Die Funny-Serie Cubitus von Dupa (früher bei Carlsen) sowie der Western W.E.S.T. von Xavier Dorison, Fabien Nury und Christian Rossi, der bei Ehapa 2005 nach zwei Ausgaben eingestellt worden war. Losgehen wird es bereits im September mit Cubitus 17 und W.E.S.T. 3.
Im Oktober starten dann zwei neue Serien aus Frankreich: Ethan Ringler (ebenfalls ein Western) von Denis-Pierre Filippi und Gilles Mezzomo und - aus meiner Sicht am vielversprechendsten - Allein von Fabien Vehlmann (Green Manor) und Bruno Gazzotti (Soda) über eine Stadt, in der plötzlich alle Erwachsenen verschwunden sind und eine Gruppe von Kindern sich allein zurecht finden muss.
Für ZACK-Leser sind alle genannten Reihen keine Unbekannten: Alle vier Serien wurden bereits teilweise in der Zeitschrift veröffentlicht. Der Verlag startet vorbildlich mit einer gut gestalteten Internet-Präsenz, bei der man lediglich Leseproben vermisst, und einem eigenen Forum. Bei Splashcomics gibt es ein kleines Special zum neuen Verlag.Labels: Frankobelgier, Piredda, Verlage, ZACK
posted by Thomas um 12:00 | Permalink
06.08.2008
Super-Gore
(Comic-Satire)Die immer kreativen Jungs vom amerikanischen Satiremagazin The Onion haben aus einem Artikel über Klimaheld Al Gore eine launige Analogie zu einer noch bekannteren Heldenikone, die sich mit drohenden Weltuntergängen bestens auskennt, gebastelt. Lesenswert und hier zu finden.
Labels: Superman
posted by Andi um 21:55 | Permalink