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Die Welt am Draht, das sind Kommentare, Informationen, Gedanken und natürlich News rund um die Welt der Comics und darüber hinaus.

27.07.2004

Skandälchen und Skandale
(Alle reden über "Rape")

Es war einmal in den achtziger Jahren, ich war vielleicht zehn oder elf Jahre alt, Privatfernsehen war grade erst erfunden, da hatte die Republik einen Fernsehskandal: in der "Schwarzwaldklinik" war eine Vergewaltigung zu sehen. Die Nation war empört, die Wiederholung der Folge fiel aus, und für künftige Ausstrahlungen wurde die Szene umgeschnitten. Würde die gleiche Szene heute in irgend einer aktuellen TV-Serie stattfinden, würde das vermutlich niemanden aufregen. Nicht weil man diese Straftat inzwischen akzeptieren oder weniger schändlich finden würde, das doch hoffentlich nicht. Aber man ist, knapp 20 Jahre später, einfach mehr gewohnt. Je nach Einstellung kann man das als Abstumpfung sehen oder als  fortgeschrittene Medienkompetenz, als Fähigkeit, Fiktion und Realität zu trennen.

Aber warum schreibe ich hier von Doktor Brinkmann? Naja, das war meine Assoziation, als ich gesehen habe, was in der US-Comicszene für ein Aufruhr herrscht. Es geht um "Identity Crisis", eine DC-Serie, als großes Event angekündigt, das mal wieder das "DC-Universum für immer verändern" würde. Die Ausgabe #1 war das meistverkaufte Heft im Juni. Als Autor holte man Brad Meltzer, Autor mehrerer Romanbestseller und zuvor schon mal bei "Green Arrow" für DC aktiv. Über den Inhalt gab man im Vorfeld wenig bekannt, außer dass es sich um ein "Murder Mystery" handeln werde. Irgendwann sickerte dann auch durch, dass in Heft #1 eine bekannte DC-Figur umgebracht würde.

*AB HIER SPOILERGEFAHR*
Das Opfer, das sich Meltzer aussuchte, heißt Sue Dibny, Ehefrau von Ralph Dibny, dem "Elongated Man" (in Deutschland "Elastoman" genannt). Beides sind nicht gerade A-List-Charaktere, und man muss schon ein langjähriger DC-Enthusiast sein, um diese Figuren zu kennen. Von daher war eigentlich nicht zu erwarten, dass der Tod der Figur so hohe Wellen schlagen würde. Allerdings wurde Sue nicht nur umgebracht, sondern, wie sich in Heft #2 herausstellt, auch vergewaltigt.
Spätestens jetzt begannen die Diskussionen: ob man so etwas mit Comicfiguren machen könne, die doch früher mal für Kinder erfunden wurden, ob es deutliche Warnhinweise auf dem Cover geben sollte, ob Comicautoren frauenfeindlich sind, usw.
Beide Seiten haben gute und schlechte Argumente, die auf zahlreichen Messageboards und Weblogs dargelegt werden. Wer Zeit und Lust hat, kann sich damit stundenlang beschäftigen (ein guter Startpunkt ist z.B. hier bei Fanboy Rampage). Egal, wie man dazu persönlich steht, das Ganze ist in der US-Comicszene zu einem großen und kontroversen Thema geworden (zumindest für die, die sich nicht über die Aussicht empören, dass Jack Black vielleicht Green Lantern spielen wird).

Und wie immer bei solchen Themen bekommt man irgendwann das Bedürfnis, sich drüber lustig zu machen (nennt man dann "Comedic Relief" und ist psychologisch wichtig, um unangenehme Erfahrungen zu verarbeiten). Das führt dann einerseits zu mehr oder weniger gelungenen Scherzen, geht andererseits aber auch ganz schnell mal zu weit. So weit, dass sich Brian Michael Bendis gezwungen sah, von heute auf morgen sein komplettes Forum zu schließen.

Und das kam so: in einem anderen Forum führte ein Thread auf irgendeine kranke Weise dazu, dass ein paar Volldeppen eine "Rape List" zusammenstellten, mit den Klarnamen einiger weiblicher Bendis-Board-Mitglieder, die zur Comic-Convention in Chicago kommen wollten. Angeblich standen auf dieser Liste auch die Hotels, in denen sie übernachten wollten.
Zwar passierte das nicht direkt im Bendis-Forum (dort wurde nur darauf verwiesen und heftigst drüber diskutiert) und die Beschuldigten behaupteten, dass das ganze nur als Witz gemeint sei, aber Brian Bendis war trotzdem so geschockt, dass er das Forum (immerhin eines der populärsten US-Comic-Boards) vorläufig komplett dicht machte. Er will nun den betroffenen Frauen die Entscheidung überlassen, ob es dabei bleiben soll, oder ob er das Forum wieder öffnen soll.

Zugegeben, vermutlich hat das eine ("Identity Crisis") mit dem anderen ("Comic-Geeks finden es lustig, 'im Spaß' zur Vergewaltigung anderer Comicfans aufzurufen") überhaupt nichts zu tun. Ein interessanter Zufall ist es aber schon, wie ein Thema gleichzeitig - in extrem unterschiedlichen Ausprägungen - für Furore sorgt. Im ersten Fall wird sich die Marketingabteilung von DC die Hände reiben, denn der Aufruhr dürfte eher für steigende als sinkende Verkaufszahlen sorgen. Man kann sich schon die Previews-Ankündigung für das nächste Heft vorstellen: "Don't miss the comic book that everybody keeps talking about!"
Der zweite Fall schadet dagegen dem Image der Comicszene. Die Diskussionen über dieses Thema wurden natürlich nicht durch Bendis' Forenschließung gestoppt, schließlich gibt es noch genügend andere Message Boards wie z.B. Millarworld. Zum Glück überwiegt hier eindeutig die Ansicht, dass diese Geschichte, auch wenn sie angeblich als Witz gedacht war, wirklich alle Grenzen überschreitet.

posted by Thomas um 17:56 | Permalink


22.07.2004

Die Hefte sind tot, es leben die Hefte
(Abos on Demand bei Panini)

Eines muss man den Redakteuren von Panini-Comics lassen: wo andere Verlage längst aufgesteckt hätten und Serien mit der Bemerkung "verkauft sich halt leider zu schlecht" für immer eingestellt hätten, lässt man bei Panini nichts unversucht und probiert immer wieder neue Mittel und Wege aus, die geliebten Comics von Marvel und DC auf deutsch zu den immer spärlicher werdenden Kunden zu bringen.

Bisher gehörte dazu neben dem Neustart von Serien vor allem das Experimentieren mit verschiedenen Formaten (Hefte, Prestige-Ausgaben, Paperbacks, Monster-Editionen). Vor einigen Monaten überraschte Panini dann mit der Print-on-Demand-Aktion: Leser (und auch Händler) können sich zum Kauf eines Comics (zur Wahl stehen eine "Flash"-Monsteredition und die Fortsetzung des Mangas "20th Century Boys") verpflichten, der aber erst gedruckt wird, wenn sich genügend Besteller zusammengefunden haben. Der Jubel im Paniniforum war groß und die Balken, die die Bestellmengen anzeigten, wuchsen anfangs ordentlich an. Während allerdings bei den "20th Century Boys" relativ schnell die erforderliche Menge an Bestellern erreicht wurde, hängt Flash seit Wochen bei knapp über 60% fest.

Nun könnte man auf Seiten von Panini mit einigem Recht sagen: "Okay, vergessen wir's, POD bringt's bei Superhelden auch nicht, wir lassen es. Tschüß Flash, ade Green Lantern, das war's, viel Spaß beim Lesen der US-Hefte." Aber nein, sie lassen nicht locker: im Verlagsforum kündigt Steve Kups, der Charly Neumann von Nettetal, die nächste Idee an: Abos on Demand. Im Endeffekt nichts anderes als die POD-Aktion, die bei Flash floppte - mit einem Unterschied: die Leser verpflichten sich zum Kauf eines Abos einer Heftserie (mindestens 6 Hefte) anstatt zum Kauf eines dicken Sammelbandes. Vom Preis her schenkt sich das fast nichts: als Besteller des Flash-Monsters zahle ich für 12 US-Ausgaben 28 Euro, also 2,33 pro Heft. Die nun angedachten Hefte sollen zwei US-Ausgaben zum Preis von 5 Euro enthalten, sind damit also im Grunde etwas teurer.

Der echte Unterschied liegt für den Kunden im Zahlungsmodus: beim Abo-on-Demand bezahlt er, über ein Jahr verteilt, alle zwei Monate einen kleinen Betrag und spart zusätzlich noch die Versandkosten (vorausgesetzt, er lebt in Deutschland).
Im Moment gibt es noch keine Serie zum (Vor-)Bestellen, es wird erstmal ein Stimmungsbild eingeholt und auf Vorschläge der Fans gewartet. Nach einem Tag liegen erwartungsgemäß genau die Helden an der Spitze, die immer irgendwie auf der Kippe standen -  zu wenig Leser für eine reguläre Serie, aber trotzdem viele Fans, die das unbedingt wollen: Green Lantern, Flash und der Hulk.

Ob Panini mit dieser modifizierten POD-Aktion erfolgreicher sein wird als mit der ersten, bleibt abzuwarten. Interessant zu beobachten ist es auf jeden Fall, und aus Sicht der Kunden auch erfreulich. Wie allerdings die Händler dazu stehen, ist die andere Frage. Zwar können auch sie sich beteiligen (und erhalten Rabatte), aber für Händler ist es auf lange Sicht tödlich, wenn immer mehr Leser direkt beim Verlag einkaufen.

In den USA schaltete Marvel vor kurzem in vielen Heften Anzeigen, in denen mit üppigen Rabatten für Abos direkt beim Verlag geworben wurde. Viele Händler liefen dagegen Sturm und beschwerten sich, dass ihnen ihr Geschäft abgegraben werde. (hier ein Beispiel)

Auch deutsche Händler könnten ähnlich argumentieren und hätten nicht ganz unrecht. Allerdings bieten inzwischen fast alle Comicverlage (v.a. die kleinereren) die Möglichkeit an, ihre Produkte online zu bestellen (teilweise auch als Abo, z.B. bei Speed oder Schwarzer Turm). Und wer kann es ihnen verdenken? Die Verbreitung von Comics in Deutschland ist alles andere als flächendeckend. Comicshops gibt es nur in größeren Städten und der traditionelle Buchhandel beschränkt sein Comicsortiment meistens auf Manga, Cartoons und Zeitungsstrips. Klar, dass das Internet als zusätzlicher Vertriebskanal eine Rolle spielt.

Wenn jedoch die Online-Bestellung für einzelne Comics zum einzigen Vertriebsweg wird, so würde ich als Händler schon mal die Augenbrauen nach oben ziehen und mir genau ansehen, welche Entwicklung da im Gange ist.
Falls Besitzer oder Mitarbeiter von Comicläden das hier lesen: nutzt die Kommentarfunktion! Ich bin gespannt...

posted by Thomas um 10:52 | Permalink


14.07.2004

Sondermann aus Sossenheim
(Bernd Pfarr und Chlodwig Poth)
Wenn der "Titanic" das Witzemachen vergeht, dann muss sich schon was wirklich tragisches ereignet haben. Und tragisch kann man das sicherlich nennen, wenn innerhalb von drei Tagen zwei Cartoonisten sterben, die nicht nur zum Stammpersonal der "Titanic" gehörten, sondern auch über die kleine Leserschaft des Satiremagazins hinaus be- und anerkannt waren. Nun findet man also im Newsticker auf www.titanic-magazin.de anstelle der täglichen bissigen Kommentare zum Weltgeschehen eine große weiße Fläche und darunter viele Links zu zahlreichen Nachrufen auf Bernd Pfarr (+ 06.07.04) und Chlodwig Poth (+ 08.07.04) in der deutschen Presse. Allein an deren Menge ist abzulesen, was für eine wichtige Rolle diese beiden in der deutschen Cartoonlandschaft gespielt haben. Beide entwickelten einen jeweils eigenen, unverkennbaren Zeichen- und auch Humorstil, der sich oft nicht auf Anhieb erschloss und beim Betrachter vor dem Lachen manchmal erst Befremden auslöste.

Anstelle großer Trauerreden hier ein paar Poth-und-Pfarr-Links:
bernd-pfarr.de
Sondermann-Kostproben bei akdal.de
Das Titanic-Archiv mit zahlreichen Sondermann-Cartoons
chlodwigpoth.de
webhassblatt.de, die Poth-Galerie
gesammelte Nachrufe im Comicforum

Bernd Pfarr erhält übrigens eine ungewöhnliche posthume Ehrung: der Comic-Publikumspreis, der auf der Frankfurter Buchmesse 2004 erstmals vergeben wird, wird den Namen "Sondermann" tragen. Auf jeden Fall eine schöne Idee, wenn auch eher zufällig entstanden (die Namenssuche im Comicforum fand gerade statt, als Pfarrs Tod vermeldet wurde). Ob der Name allerdings zu den Preisträgern passen wird, bleibt abzuwarten, denn das Abseitige, Schräge und Absurde, für das Sondermann steht, wird man bei einem Publikumspreis vermutlich kaum finden.

posted by Thomas um 11:50 | Permalink


08.07.2004

Der Free Comic Kri-Ticker
(Free Comic Book Day)

Wie man schon in Björns Eintrag vom 3.7.04 (weiter unten) lesen kann, war letztes Wochenende wieder der Free Comic Book Day. Dieser findet natürlich hauptsächlich in den USA statt, aber auch alle anderen Comichändler, die ihre US-Comics via Diamond ordern, können diese kostenlosen Hefte bestellen und an ihre Kundschaft verteilen (wobei die Hefte für die Händler nicht kostenlos sind).
Mein Stammhändler hat eine große Auswahl aus dem riesigen Sortiment, das insgesamt knapp 40 Hefte der verschiedensten Verlage umfasst, im Laden ausliegen, und einen Teil davon habe ich mir mal gekrallt und angeschaut:

The Ballad of Sleeping Beauty #1 kommt vom mir bisher unbekannten Verlag Beckett Comics. Hier wird ein klassisches Western-Setting mit dem Märchen von Dornröschen vermischt. Der Prinz, der die schlafende Schöne erwecken soll, ist hier ein Soldat, der am Ende der #1 zum Tode verurteilt am Galgen hängt, dessen Strick aber vermutlich bald zertrennt wird, so wie man es aus "Zwei glorreiche Halunken" kennt.
Die Story beginnt recht langsam, und die Mischung aus Western und Übernatürlichem überzeugt anfangs nicht so recht, aber am Ende des Heftes hat es einen dann doch soweit, dass man gerne weiterlesen möchte. Das Heft kommt sehr edel, vollfarbig und auf Hochglanzpapier, nur leider ohne jeden Kommentar. Als Neuleser würde man doch gerne etwas über den Verlag und seine Serien wissen, z.B. ob es sich um Ongoings oder Miniserien handelt.
Neben der kompletten ersten Ausgabe der Serie enthält das Heft auch noch ein paar Seiten Preview zur Serie "Fade from Grace".

Marvel verschenkt natürlich einen Spider-Man-Comic (schließlich wurde der FCBD heuer extra auf das Wochenende des Spidey-Filmstarts gelegt), und zwar Marvel Age Spider-Man #1, also die erste Nummer der Serie für Jungleser, die schon seit einigen Wochen regulär im Handel ist.
"Marvel Age" nimmt alte (a.k.a. "klassische") Geschichten von Stan Lee und Steve Ditko und lässt sie für ein junges Publikum aufpeppen. Das heißt, es wird etwas flotter erzählt, die Zeichnungen bekommen einen vorsichtigen Manga-Touch, die Teenies im Comic tragen aktuelle Klamotten und die Mad Scientists benutzen Laptops. Im Gegensatz zu "Ultimate Spider-Man" (dessen Grundidee sich von der von "Marvel Age" nicht allzu sehr unterscheidet) geht es hier allerdings nicht mit dem Spinnenbiss und Peter Parkers ersten Schritten als Superheld los, denn das kennt die Zielgruppe ja schon aus dem ersten Film.
Stattdessen begegnet Spidey in zwei abgeschlossenen Kurzgeschichten dem Bösewicht Vulture und ein paar lustigen Aliens, und dann passiert das völlig Unerwartete: ... äh, nein, hier passiert nichts Unerwartetes. Harmlose Superhelden-Unterhaltung, eine Serie, die erwachsene Spidey-Fans ihren Kindern in die Hand drücken können, ohne vom Nachwuchs ständig mit Continuity-Fragen gelöchert zu werden.

Bei Oni Press gibt's zum FCBD The Adventures Of Barry Ween, Boy Genius: Secret Crisis Origin Files von Judd Winick, ein Nachdruck der #1 der Miniserie "Gorilla Warfare". Ein irrwitzig lustiger Comic (mindestens so frech wie "South Park" oder "Simpsons", aber viel besser gezeichnet), der richtig Lust auf mehr "Barry Ween" macht. Auf jeden Fall das Highlight meines FCBD-Päckchens!

Während einige Verlage (wie die oben erwähnten) vollständige Ausgaben von einzelnen Heften als "Free Comic" drucken, setzen andere mehr auf die Sampler-Methode: also kurze Ausschnitte aus verschiedenen Comics, um das Verlagsprogramm in seiner ganzen Bandbreite vorstellen zu können.
Zum Beispiel der IDW Sampler: das Heft enthält Auszüge aus dem Horror-Hit "30 Days of Night" sowie aus Lizenzcomics zu den TV-Serien "CSI", "The Shield" und "24". Zu allen vieren gibt es einen kurzen Einleitungstext und ausführliche Infos zu Erscheinungsform (Heft, Prestige, Paperback) und Preis - sehr lobenswert! "30 Days of Night" kenne ich schon, die übrigen Previews konnten mich nicht vom Hocker reißen, auch deshalb, weil die Zeichnungen, die sich stark an die realen Vorbilder aus dem Fernsehen anlehnen, arg statisch aussehen (Ausnahme: in "CSI" gibt es coole Flashback-Szenen von Ashley Wood). Und die Idee, dass in "24" jeweils zwei Comicseiten einer Stunde entsprechen, ist nicht nur hanebüchen und einengend, sondern ist meiner Meinung nach auch völlig konträr zum eigentlichen Konzept der Fernsehserie: denn mit Echtzeit hat das nun gar nichts mehr zu tun.

Unter dem Titel Alternative Comics #2 präsentiert der gleichnamige Verlag eine Sammlung von Kurzgeschichten und Ausschnitten aus demnächst anstehenden Veröffentlichungen, u.a. zwei schöne Strips von James Kochalka. Wer auf autobiographisches und eher anspruchsvolles Material steht, ist hier genau richtig.

Das dickste aller FCBD-Hefte stammt vom Webcomic-Anbieter Keenspot und heißt Keenspot Spotlight 2004. Auf 112 kleinformatigen Seiten in Schwarzweiß bekommt man einen Einblick in die Vielfalt des Angebots. Hier gibt es Comics in den unterschiedlichsten Stilen und Genres von ziemlich wechselhafter Qualität. Neben einigen wirklich hübschen und interessanten Sachen (z.B. "Errant Story" über eine Halbelfe, die eine Magieschule besucht, oder die etwas schrägeren "Checkerboard Nightmare" und "Chopping Block") findet man hier auch unterdurchschnittliche Ware. Trotzdem, bei dieser Menge trifft die alte Floskel "für jeden was dabei" wirklich zu, und wenn das Heftchen etwas übersichtlicher gestaltet wäre, würde es noch mehr Spaß machen, darin zu schmökern.

Ein Tipp zum Schluss: Wer bei seinem Lieblings-Comichändler leer ausgeht, der sollte mal flink hier klicken und ein paar Umsonstcomics bestellen.

posted by Thomas um 15:46 | Permalink


04.07.2004

All on a Sunday
(Linksammlung Comics, Cartoons, et cetera)

In seinem mittlerweile zur festen Institution gewordenen Thought Balloons-Blog verlinkt der fleißige Kevin Melrose jeden Tag sämtliche englischsprachigen News, Interviews, Rezensionen oder Berichte zum Thema Comics, die er in die Finger bekommt.

Da es sowas für den deutschen Sprachraum meines Wissens bisher nicht gibt, werde ich hiermit den Versuch starten, diese Lücke zu schließen. Nachdem ich die anfallenden Seiten und Artikel über die letzten paar Wochen beobachtet habe, sieht der Plan momentan so aus, das ganze vierzehntäglich zu veranstalten, aus dem einfachen Grund, daß zurzeit einfach nicht genug Material anzufallen scheint, um eine öftere Erscheinungsweise zu rechtfertigen.

Wer etwas findet das ich vergessen habe, oder sonst irgendwelche Anmerkungen oder Korrekturen dazu hat, der sei hiermit aufgerufen, diese per Comments oder email mitzuteilen.

Die Zitate sind selbstredend nur Ausschnitte aus den entsprechenden Artikeln.

Auf geht's...


SPIDER-MAN 2

Die meisten Artikel gibt's, wie auch nicht anders erwartet, zum Kinostart von Spider-Man 2:

* Als "Superheld mit Burn-Out-Syndrom" sieht die DDP Spider-Man im neuen Film: "Seit zwei Jahren kämpft der junge Pressefotograf Peter Parker (Tobey Maguire) unerkannt als Spider-Man gegen die Unterwelt. Darunter leidet nicht nur seine Beziehung zu der Schauspielerin Mary Jane (Kirsten Dunst), auch sein übriges Privatleben geht so ziemlich den Bach runter. Um endlich einen kühlen Kopf zu bekommen, beschließt Peter daher, das Dress des Superhelden für immer an den Nagel zu hängen. Dabei sind seine Fähigkeiten gefragter denn je. Mit dem diabolischen Doc Ock (Alfred Molina), einem verrückten Wissenschaftler mit vier metallischen Tentakelarmen, befindet sich nämlich gerade ein neuer Megaschurke in der Stadt. Und Spider-Man ist der einzige, der ihn stoppen kann." (Yahoo News, 03.07.2004)

* Etwas genervt vom Hauptdarsteller zeigt sich Hispeed.ch: " Er scheint schwer angeschlagen zu sein, der Spinnen-Mann. Sicher, schon die Comic-Vorlage sieht vor, dass Peter Parker im wahren Leben einigermaßen durchschnittlich wirkt. Doch nun, in "Spider-Man 2", nervt die mentale Unausgeglichenheit des Teilzeithelden gewaltig. Immer wieder diese Großaufnahmen mit der Kamera, rauf aufs Gesicht des Tobey Maguire, der auf solch unglaublich vordergründige und aufgesetzte Weise mit seinen Tränen kämpft, dass man ihm wünschen könnte, seine Freundin, sein Gegenspieler oder notfalls auch seine Tante würden ihm mal ordentlich die Leviten lesen: Spinnen-Mann oder nicht? Egal. Hauptsache, sei endlich ein Mann und erspare uns Deine Depressionen." (Hispeed.ch, Datum unbekannt)

* Bei der Welt am Sonntag ist man begeistert, fällt allerdings unangenehm auf, indem sie Stan Lee als "Comiczeichner" tituliert: "Was klingt wie ein vernichtendes Urteil, ist das Geheimnis dieses Filmes: Er hat zwei Seelen. Einfühlsam erzählt er die Geschichte eines Jungen, der erwachsen werden muss. Und der Filmberichtet von den Abenteuern eines Superhelden, lässt es also ordentlich knallen.

"Es war der Comiczeichner Stan Lee, der auf die Idee kam, den Weg zum Helden zum eigentlichen Thema zu machen. Spiderman, oder genauer sein Alter Ego Peter Parker, ist ein lebensuntauglicher Typ, der zunächst gar nicht weiß, was er mit den ihm zugefallenen Kräften überhaupt anfangen soll. Nach dem Biss einer genmanipulierten Spinne kann er an Fassaden hochklettern und ein Seil aus seinen Handgelenken schießen lassen, an dem er sich durch New Yorks Hochhausschluchten schwingt." (Welt am Sonntag, 04.07.2004)

* Auch auf das weltweite Phänomen Spider-Man geht man bei der WamS ein: "Nicht erst die 400 Millionen Dollar, die Columbia Tristar mit dem ersten "Spiderman"-Film vor zwei Jahren allein in den USA umsetzte, lockten Nachahmer und Lizenznehmer. Die im Juni auf 506 Bände angewachsene Reihe der Peter-Parker-Comics von Stan Lee und Steve Ditko ("The Amazing Spider Man") aus dem Marvel-Verlag erschien bereits in den 70ern in Hundertausender-Auflagen. Mit der japanischen Fernsehserie "Supaidâman" startete 1978 eine der ersten Export-Versionen, die sich noch eng ans Original hielt. Heute wird die Spinne an Kulturen angepasst: In Indien entwickelt der Marvel-Comicverlag zurzeit mit der Gotham Entertainment Group eine an das Land angepasste Variante von Peter Parkers Geschichte. Der Held Pavitr Prabhakar wird einen traditionellen Dhoti-Lendenschurz tragen und sich an Monumenten Bombays wie dem Gateway Of India entlanghangeln. Die indischen Comics erscheinen im Herbst." (Welt am Sonntag, 04.07.2004)

* Beim Tagesspiegel schaut man währenddessen etwas genauer auf Sony, die Firma hinter dem Film: "An einem sonnigen Nachmittag im September 2002 hatte Studioboss Amy Pascal die Angestellten zu einer Party auf dem Gelände der Sony-Filmstudios eingeladen. Dabei verteilte er mit seinen Manager-Kollegen 100-Dollar-Scheine an die Mitarbeiter. Anlass war der Geldregen, den die Sony-Kinohits in die Unternehmenskassen gespült hatten ? allen voran der Film ?Spiderman?. Soeben ist mit ?Spiderman 2? die Neuauflage des Publikumsrenners in den US-Kinos angelaufen. Und Sony hofft auf einen neuen Geldsegen durch den als Höhepunkt des Filmsommers gehandelten Streifen.

"Diese Hoffnungen scheinen sich zu erfüllen: Bereits am Tag der Uraufführung spielte ?Spiderman 2? 40,5 Millionen Dollar ein ? das ist Rekord. Noch nie hat ein Film am Eröffnungstag so viel Geld eingebracht. Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer ausgefeilten Strategie, mit der Sony den Erfolg des ersten SpidermanFilms wiederholen will. Kern der Strategie ist es, den Superhelden nicht zu verbrennen und das Marketing mit der Figur nicht zu überziehen. Denn Spiderman ist einer der wertvollsten Hollywood-Charaktere: Er ziert inzwischen vom Videospiel bis zum Skateboard nahezu alles. Und der erste Film fuhr insgesamt 820 Millionen Dollar ein. Doch zur dauerhaft einträglichen Ikone wird Spiderman nur, wenn auch die Fortsetzung funktioniert." (Der Tagesspiegel, 04.07.2004)

* Der Wiener Kurier berichtet über die Rückenprobleme von Spider-Man-2-Hauptdarsteller Tobey Maguire: "Auch Superhelden machen manchmal schlapp ? zumindest außerhalb des Filmsets. Um ein Haar wäre Spider-Man-Darsteller Tobey Maguire (28) vor Beginn der Dreharbeiten gefeuert worden. Der unrühmliche Grund: Sein Rücken..." (Wiener Kurier, 18.06.2004)

Außerdem gibt's hier eine etwas seltsam anmutende Fotostrecke, die mal mehr und mal weniger am Thema vorbeischrammt, und an anderer Stelle wird sich auch eingehend mit Co-Darstellerin Kirsten Dunst beschäftigt: "Okay, nicht wieder damit anfangen, dass Kiki bereits im Kindergarten-Alter begehrtes Werbemodel war. Denn damit steht Kirsten Dunst, die 22-Jährige aus Point Pleasant in New Jersey, beileibe nicht alleine da. Besonders nicht in einer Welt, in der zahllose Kinder für ?Kiddy Contests? und sonstige ehrgeizige Erwachsenen-Unternehmungen aufgemascherlt werden. Wenn aber Miss Dunst, dem jungen Profi mit der fast zwanzigjährigen Berufserfahrung, nun vom Hollywood-Fachblatt ?Premiere? eine ?perfect future? vorausgesagt wird, kann man getrost prophezeien, dass sie als Schauspielerin auch noch 2050 begehrt sein wird. Immerhin, einen Termin für das Jahr 2007 hat der vermeintliche Unschuldsengel schon unter Dach und Fach gebracht. Dann nämlich soll ?Spider-Man 3? in die Kinos kommen. Natürlich wieder mit Kirsten Dunst." (Wiener Kurier, Datum unbekannt)

* Mit einer Fotogallerie wartet auch Express auf: "Der Film ist hammerspannend ? Grund genug, dass in Los Angeles der Start des Films wieder einmal grandiose gefeiert." (Express, 24.06.2004)

* Die Financial Times Deutschland nimmt das Marketing-Konzept hinter Spider-Man 2 unter die Lupe: "Spider-Man ist überall. Wenn am Mittwoch in den USA "Spider-Man 2" startet, die Fortsetzung des Films, der vor zwei Jahren den erfolgreichsten Filmstart aller Zeiten hingelegt hat, sind an der Promotion der Filmfigur zahlreiche Konzerne aus den unterschiedlichsten Branchen beteiligt - nicht nur das Filmstudio Sony Pictures, das den Erfolg des ersten Teils noch überflügeln will.

"Der Getränkekonzern Cadbury Schweppes etwa vertreibt sprechende Getränkedosen mit Spider-Man-Promotion. Cornflakeshersteller Kelloggs legt seinen Produkten Computerprogramme rund um Spider-Man bei. Der Telefonkonzern Sprint verteilt Klingeltöne mit der Titelmusik des Films und Handyspiele mit der Comicfigur. Die Firma Activision brachte am Dienstag das dazu gehörige Computerspiel auf den Markt. Zudem kommt eine Menge Spielzeug in die Läden, wie die Spider-Man-Puppe, bei der 67 Teile beweglich sind. Ein Geschäft mit der US-Baseball-Liga scheiterte in letzter Minute. Sony hatte Spider-Man-Figuren auf die Spielfelder applizieren wollen. Erst nach Protesten von Baseballpuristen schreckte die Liga zurück." (FTD, 30.06.2004)

* "Hollywoodstar Tobey Maguire («Spider-Man») mag im Alltag kein Superheld sein," schreibt die Nachrichtenagentur DDP: "«Um Himmels willen, ich möchte nicht mit einer solchen Verantwortung leben. Mir gefällt mein normales Leben», sagte der 29-Jährige der Zeitschrift «TV Movie». Große Aufmerksamkeit sei ihm eher unangenehm. «Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt, will auch gar kein Vorbild sein.»" (Yahoo News, 01.07.2004)

* Den "flexibilisiert-neoliberalen" Lebensstil von Peter Parker alias Spider-Man thematisiert Heise Online: "Der Tag eines Superhelden hat nur 24 Stunden. Auch ihm stehen in der Regel nur zwei Arme und zwei Beine zur Verfügung. So nimmt es nicht Wunder, dass Peter Parker (Tobey Maguire), der in den letzten Bildern von Spider-Man (USA 2002) noch dunkel sinnierend seiner Liebe M.J. (Kirsten Dunst) den Rücken zukehrte und sich mit ernster Miene seiner Verantwortung und, ja auch Identität final versicherte, zu Beginn des zweiten Teils gänzlich unpathetisch jobben geht: Call-A-Pizza, Lieferung in 20 Minuten garantiert, ansonsten geht die Lieferung aufs Haus. Maguire also mit lächerlichem Helm auf lächerlichem Mofa, den Boss im Nacken, quer durch Manhattan, in sieben Minuten zur schönsten Rush Hours 40 Blocks - das schafft kein Mensch. Nur Spider-Man.

"Comic relief: Der Superheld als Pizzamann turnt akrobatisch durch die Manhattaner Skyline. Für solche Augenzwinkereien lieben wir Spider-Man, man fühlt sich schon etwas Zuhause in diesem Film. Doch zwei Kinder rennen da vors Auto, der Superheld schaltet schnell, die Kinder sind gerettet, der Job hingegen, der geht flöten: Selbst läppische Verspätungen von wenigen Sekunden kosten schnell Job und lückenlosen Lebenslauf." (Heise Online, 01.07.2004)

* Der kulturelle Hintergrund der Figur Spider-Mans ist einer der Ansatzpunkte für die Filmrezension der Zeit: "Peter Parker alias Spiderman war der Gestalt gewordene Konflikt um eine neue Definition von Jugend. In den sechziger Jahren begann ihre Auflösung unter dem Druck des Politischen. Man durfte in Vietnam als 18-Jähriger töten und getötet werden, aber man durfte nicht wählen. Entscheidungen im Krieg oder in der Revolte gegen ihn, Entscheidungen für oder gegen die Droge, für oder gegen das Elternhaus ? immer ging es um Leben und Tod. Diese Erfahrung von Jugend als tragische Ungleichzeitigkeit verlor im Verlauf der siebziger Jahre zwar an Dramatik, aber nie wieder sollte Jugend jener Freiraum sein, den die bürgerliche Gesellschaft der Formung ihres Nachwuchses einst zuordnete. Heute fordert der Neoliberalismus schon die Auflösung des gesellschaftlichen Zustandes Kindheit zugunsten der Karriere- und Überlebensplanung und verlängert damit zugleich das infantile Träumen durch alle Lebensphasen. Menschen, die nie wirklich Kinder sein dürfen, werden nie wirklich erwachsen. Der erstaunliche Spiderman war der erste Held, der diesen Konflikt in die kulturelle Mitte trug.

"Denn Spiderman war kein Hippie und kein Revoluzzer, auch den Hedonismus der siebziger Jahre konnte er sich nicht leisten. Er kümmerte sich um die Nachbarschaft, die Zustände in den Ghettos gaben ihm zu denken, er kritisierte kalten Kapitalismus, Rassismus und Sexismus. Anders als Superman, dem es ums Prinzip geht, und anders als Batman, der ständig in persönliche Rachegeschichten verwickelt ist, denkt Spiderman immer zuerst an seine Mitmenschen." (Die Zeit, 01.07.2004)

* "?Spider-Man 2? fällt aus der Rolle und ist eine bravouröse Studie über die Identitätskrise eines Superhelden," findet der Rheinische Merkur: "Als vor zwei Jahren ?Spider-Man? in die Kinos kam, befanden sich die USA noch im Zustand des Schocks. Die Wunden, die der 11. September 2001 im amerikanischen Selbstverständnis hinterlassen hatte, waren noch frisch. In dieser Situation war der Optimismus von Sam Raimis Comic-Adaption, sein bedingungsloser Glaube an die Grundwerte der Nation, hochwillkommen. Die Geschichte des Durchschnittsmenschen Peter Parker, der durch den Biss einer Spinne paranormale Fähigkeiten erlangt, die er zum Wohle der Allgemeinheit einsetzt, validierte die Überzeugungen eines Benjamin Franklin: dass es jeder Mensch weit bringen kann, wenn er nur hart arbeitet und nie den Glauben an sich selbst verliert." (Rheinischer Merkur, 01.07.2004)

* Die Tiroler Tageszeitung geizt hingegen nicht mit Kritik: "Für die Fortsetzung, die ab 9. Juli in den österreichischen Kinos zu sehen ist, kam das selbe Team erneut zusammen - von den Hauptdarstellern Tobey Maguire und Kirsten Dunst bis zum Regisseur Sam Raimi. Im ersten Drittel erreicht "Spider-Man 2" tatsächlich die Qualität des Vorgängers. Dann allerdings wird's schmalzig: zu viel Liebesgeplänkel, Lebensweisheiten und vorgegaukelter Tiefgang." (Tiroler Tageszeitung, 01.07.2004)


BLUEBERRY

Mit Blueberry und der Fluch der Dämonen läuft seit Donnerstag eine weitere Comic-Adaption in deutschen Kinos. Auch hierzu finden sich natürlich eine Reihe von Pressemitteilungen:

* Eine DPA-Meldung bringt die Sache auf den Punkt: "Nach Asterix und Obelix hat es nun auch der französische Comic-Held Blueberry als reale Figur auf die Kinoleinwand geschafft. Dem niederländischen Regisseur Jan Kounen war es ein persönliches Anliegen, die Geschichte von Mike Blueberry (Vincent Cassel) zu erzählen.

"Es ist die Geschichte von einem, der bei den Indianern aufwuchs und dort den Zugang zur sprituellen Welt kennen lernte. Mehrfach kreuzt der Nihilist Wally Blount (Michael Madsen) seinen Weg, der einst Blueberrys Freundin ermordete. Beide wollen den Indianern das Geheimnis entlocken, wie man in die Welt der Verstorbenen gelangt." (Harburger Anzeigen und Nachrichten, 02.07.2004)

* Bayern-3-Online sieht den Film kritisch: "Teilweise geht hier ein derart esoterisches Zeitlupen-Gewäsch über die Leinwand, dass man sich fragt: Hä ? was wollen uns die Macher damit sagen? Grell und selbstverliebt gerät dieser Western der anderen Art zu einem echten Härtetest. Und wann immer der holländische Regisseur Jan Kounen es besonders gut meint, schaltet er um auf Computereffekte im "Matrix"-Stil. Aber so hypnotisch, dass "Dschungelbuch"-Schlange Ka neidisch wäre." (Bayern-3-Online, Datum unbekannt)

Anderswo wird auf selbiger Seite das Werk aber auch differenzierter betrachtet: ""Blueberry und der Fluch der Dämonen" ist vor allem ein Kunstfilm. Erst an zweiter und dritter Stelle kommen Western und Comic. Und so ist der Film eher etwas für Cineasten, die für 124 Minuten vergessen können, dass sie gerade eine Comicadaption ansehen, als für Comicfans, die auch gerne ins Kino gehen." (Bayern-3-Online, Datum unbekannt)

* Die Stuttgarter Zeitung schaut anläßlich seines Leinwandauftritts auch auf die Comic-Geschichte des Protagonisten zurück: "Erfunden wurde Blueberry in den sechziger Jahren von Jean-Michel Charlier und Jean Giraud. Bis heute sind über 40 Alben der Blueberry-Saga erschienen, die seit dem Tod von Charlier von Giraud alleine fortgeführt wurde. Die in aufeinander aufbauenden Episoden erzählte Geschichte folgt dem Leben des (erfundenen) Helden und umfasst mittlerweile auch die Jugendjahre und die Abenteuer, die Blueberry nach seiner Entlassung aus der US-Army erlebt." (Stuttgarter Zeitung, 30.06.2004)

* "Keine ollen Kamellen, nur Drogen," lautet der Titel der Blueberry-Rezension der Welt: "Ach je! Da freut man sich auf die Leinwandversion einer der schönsten Comic-Serien überhaupt - und dann so etwas: "Blueberry" hat nichts, aber auch gar nichts mit der heiß geliebten Vorlage von Jean Michel Charlier und Jean Giraud gemeinsam. Statt aus dem reichhaltigen Fundus der rund 40 Bände umfassenden Western-Reihe zu schöpfen, zog es Regisseur Jan Kounen ("Dobermann") vor, lediglich den im französischen Raum durchaus noch immer werbeträchtigen Titel der 1963 begonnenen Serie zu übernehmen und sich anschließend auf neues Territorium zu begeben - ein Western zwischen Abenteuer und Fantasy, zwischen klassischen Cowboy-Konventionen und indianischer Mystik schwebte ihm vor, in dem die Weite der Landschaften und psychedelische Selbsterfahrungstrips per Drogenrausch die einengenden Regeln des Genres, ja letztlich sogar die des gesamten Kinos zersetzen sollten." (Die Welt, 01.07.2004)

* "Übler Drogentrip oder geniale Western-Dekonstruktion?," fragt auch Spiegel Online: ""Das französische Kino ist sehr seltsam. Einerseits versuchen wir, Hollywood-Filme zu kopieren, andererseits möchten wir etwas Künstlerisches schaffen. Auf diese Weise entstehen so merkwürdige Filme wie der mystische Western 'Blueberry'. Niemand in Amerika würde Geld in etwas Derartiges investieren, noch dazu mit einem Regisseur, der als verrückt gilt."

"Aus diesem Zitat des französischen Filmemachers Mathieu Kassovitz spricht leiser Spott, aber auch heimliche Bewunderung. Während Kassovitz derzeit versucht, mit Hollywood-Auftragsproduktionen wie dem Horrorthriller "Gothika" vor allem Geld zu machen, sammelte sein Kollege Jan Kounen in Frankreich rund 40 Millionen Euro für sein ambitioniertes "Blueberry"-Projekt zusammen - eine stattliche Summe für eine europäische Produktion. Leider blieb dem prestigeträchtigen Euro-Western der große Erfolg verwehrt. Selbst in Frankreich lockte "Blueberry" seit Februar nur eine knappe Million Zuschauer in die Kinos. Heute läuft Kounens eigenwillige Verfilmung des gleichnamigen Western-Comics mit einigen wenigen Kopien in Deutschland an. Ein kommerzieller Flop auf ganzer Linie." (Spiegel Online, 01.07.2004)


THE PUNISHER

Der Start von The Punisher liegt schon ein paar Wochen länger zurück. Nixdestotrotz, ein paar interessante Artikel:

* Die Fuldaer Zeitung ist enttäuscht: "?The Punisher? war als Kind einer meiner Lieblingscomic-Helden: als Superheld ohne Superkräfte, dunkel und realer als die hochpolierte Comicwelt von Spiderman und Superman. Umso enttäuschender erscheint nun die Verfilmung mit John Travolta und Thomas Jane. Die Actionsequenzen ? das heißt die wenigen vorhandenen Actionszenen ? wirken farblos, matt und einfallslos. Psychologische Einblicke werden kaum gewährt, der Tod von Frank Castles Familie nicht auf eine höhere Ebene projiziert.

"Und das Schlimmste: Der Film wird den Kinogänger zum Lachen bringen. Unbeabsichtigt. Und so endet die zweite Adaption (der erste Versuch war mit Dolph Lundgren) auf Grund eines gänzlich undurchdachten Drehbuchs bald in Vergessenheit. Schade um einen guten Schauspieler wie Thomas Jane." (Fuldaer Zeitung, Datum unbekannt)

* Die Oberösterreichischen Nachrichten meinen: "Ein feister Hobby-Koch, ein Piercing-Freak und eine vom Männerglück verlassene Kellnerin (Rebecca Romijn-Stamos) dienen nur als Aufheller eines düster-brutalen Auge-um-Auge-Zahn-um-Zahn-Gerichts." (OÖNachrichten, 12.06.2004)

* Auch Die Welt zeigt sich wenig begeistert: "Hensleigh inszeniert keineswegs comichaft. Er nimmt die Sache sehr ernst. Da liegt der Fehler. Das macht aus dem Film nämlich ein profanes Killervehikel, das sich seine moralische Legitimation aus der niederträchtigen Brutalität der Gangster zieht - aber dennoch eine höchst zweifelhafte Botschaft birgt: Wie du mir, so ich dir. Die Kids werden's lieben." (Die Welt, 10.06.2004)

* Die Besprechung der Berliner Zeitung folgt im großen und ganzen dem allgemeinen Tenor, streitet aber ein gewisses interessantes Element von The Punisher nicht ab: "Nach Ansicht dieses Films verlässt man das Kino in zwiespältiger Laune. Man weiß nicht, ob man "The Punisher" betäubend langweilig finden soll oder nicht doch eher abscheulich und dumm. Für ersteres spricht das unfassbar lausige Drehbuch, in dem es vor logischen Fehlern, falschen Anschlüssen und sonstigen Dramaturgiemängeln nur so wimmelt. Andererseits tritt gerade angesichts dieses filmischen Dilettantismus die moralische Fragwürdigkeit der "Punisher"-Vorlage umso deutlicher hervor. So hat man am Ende unaufhörlich gegähnt, sich geärgert und doch etwas kulturhistorisch Interessantes gelernt." (Berliner Zeitung, 10.06.2004)

* Echo Online will sich nach Betrachtung des Films sogar an das Dritte Reich erinnert sehen: "Schwer, bei solchen Zeichen und Sprüchen nicht an einen Superhelden der Totenkopf-SS zu denken. In den USA mögen solche Assoziationen sich nicht ganz so schnell aufdrängen, und Hensleigh hat seinem Helden den bräunlichen Zahn auch nicht gezogen. Weniger Werktreue und mehr politische Korrektheit hätten dieser Comicadaption gewiss nicht geschadet. ?The Punisher? wäre einfach nur ein düsterer Actionfilm von rauer Kraft." (Echo Online, 09.06.2004)


ERLANGEN

Der diesjährige Internationale Comic-Salon in Erlangen ist natürlich schon lange vorbei. Trotzdem auch dazu nachträglich einige Pressestimmen:

* Für die DPA-Mitteilung zur Eröffnung des Salons sind es eindeutig die Mangas, die in Erlangen im Mittelpunkt stehen: "An den Erfolg mochten anfangs nur wenige glauben. Und selbst als die glubschäugigen Strubbelköpfe in den japanischen Manga-Comics die Kassen der ersten deutschen Comic-Verlage kräftig klingeln ließen, wich bei längst nicht allen Verlagsmanagern die Skepsis.

"Sie hielten das Interesse lange Zeit für einen nur kurzfristigen Boom. Inzwischen hat dieses Comic-Genre den Durchbruch geschafft: Die Comic-Importe aus Japan sind fester Bestandteil der deutschen Comic-Kultur, wie Fachleute auf dem bis Sonntag dauernden Internationalen Comic-Salon in Erlangen einmütig betonen." (Kölner Rundschau, 11.06.2004)

* "Eingerahmt von seinen Helden Asterix und Obelix hat der Zeichner Albert Uderzo am Samstagabend beim Erlanger Comic-Salon den Max-und-Moritz-Preis erhalten," schreiben die Oberösterreichischen Nachrichten: ""Asterix-Comics sind intelligent und perfekt gezeichnet. Die Geschichten von Uderzo und Goscinny haben dazu geführt, dass der Comic in Deutschland erstmals auch als Erwachsenenmedium anerkannt wurde", sagte Jury-Mitglied Harald Havas. Jeder neue Asterix-Band erreiche in Deutschland eine Millionen-Auflage, andere Comics würden bereits mit Auflagen von über 100.000 als sehr erfolgreich gelten, erklärte Havas." (OÖNachrichten, 13.06.2004)

* Beim Informationsdienst Wissenschaft finden sich ebenfalls Infos zu einem diesjährigen Max-und-Moritz-Preisträger: "Es war wieder soweit: Die Comicbranche verlieh zum elften Mal die begehrteste und renommierteste Auszeichnung im deutschsprachigen Zeichner-Raum. Auf dem "Internationalen Comic-Salon Erlangen" konnte Jens Harder, Absolvent der Kunsthochschule Berlin-Weißensee (KHB), für seine von Professor Nanne Meyer betreute Meisterschülerarbeit "Leviathan" (éditions de l'AN 2) den Preis für die "Beste deutschsprachige Comic-Publikation" entgegennehmen. Er teilt sich den Comic-Oscar in dieser Kategorie mit Felix Görmann alias Flix." (Informationsdienst Wissenschaft, 24.06.2004)


SCHNIPSEL

Dies und jenes, von hier und da.

* Etwas kurios ist diese Meldung der Tiroler Tageszeitung: "Auch wenn angesichts der erdrückenden Schuldenlast des argentinischen Staates bei seinen institutionellen wie privaten Gläubigern wohl niemandem so wirklich zum Lachen zumute ist, so sorgt ein Gläubiger aus Österreich seit März doch für erhebliches Schmunzeln im Land der krisengebeutelten Gauchos. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil es ihn eigentlich gar nicht gibt und seine Regressforderungen nur das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt werden. Sein Name: Klaus Wundergelber aus den Tiroler Alpen, seines Zeichens Comic-Figur im Cartoon "La Nelly" der größten argentinischen Tageszeitung "Clarín"." (Tiroler Tageszeitung, 24.06.2004)

* Persoenlich.com berichtet über den Marvel/ Lions Gate-Deal: "Der US-Comic-Verlag Marvel Enterprises hat einen DVD-Deal mit dem Filmstudio Lions Gate abgeschlossen. Wie die beiden Unternehmen mitteilten, wird Lions Gate acht Animationsfilme auf der Grundlage von Marvel-Figuren produzieren, die nicht im Kino, sondern direkt auf DVD veröffentlicht werden. Damit setzt Marvel auf den "Direct-to-DVD"-Trend, der vom Boom der DVD gestützt wird. Lions Gate hat bereits den im vergangenen Monat in den US-Kinos gestarteten Film "The Punisher" produziert und hält auch die Rechte für zwei weitere Kinofilme mit Superhelden des Marvel-Universums (Iron Fist und Black Widow)." (Persoenlich.com, 02.07.2004)

* ZDnet schreibt über das Ende des Marvel/ Sony Rechtsstreits: "Der US-Comicbuch-Verlag Marvel Enterprises hat jetzt seinen Rechtsstreit mit Sony über die Merchandising-Rechte an Spider-Man 2 beigelegt. In einer Presseaussendung gab der Comicbuch-Verlag bekannt, die Zusammenarbeit führe zu "zusätzlichen Verantwortlichkeiten." Von Columbia TriStar Motion Picture, der Einheit von Sony, die für den Release des Films am 30. Juni zuständig ist, war niemand zu einem Kommentar bereit." (ZDnet, 02.06.2004)

* Der Stern sieht anläßlich von Shrek 2 das Ende klassischer Zeichentrickfilme besiegelt: "Nennen wir ihn Mark. Er war verheiratet, 49, lebte im San Fernando Valley nördlich von Los Angeles, und als seine Frau ihn eines Morgens im September vor drei Jahren fand, den Strick um den Hals, in seinem Zeichenstudio hinter dem Haus, da war er schon seit Stunden tot. Was hat das mit einem grünen, gutmütigen Monster mit Trichterohren, Glatze und gewaltigem Bauch zu tun? Einiges.

"Mark war ein talentierter Mensch. Ein begnadeter Zeichner, ein Künstler, wie so viele bei Disney, der Ort, an dem über Jahrzehnte die Besten der Besten an den Zeichentischen arbeiteten und die Fantasie von Generationen von Kindern prägten. Mark konnte es einfach nicht ertragen, dass die Firma ihn nach 25 Jahren vor die Tür setzte. Etwa zu der Zeit, als Mark starb, kam Shrek, das grüne Monster, zur Welt, enterte die Kinosäle, furzte, grunzte, zog sich Schmalz aus den Ohren, baute eine Kerze daraus, und jeder war hingerissen." (Stern, 01.07.2004)

* Die Wiener Zeitung schaut an Donald Ducks 70. Geburtstag auf die Geschichte des eigensinnigen Erpels zurück: "Sein Leinwanddebüt feierte der mit einem besonders hitzigen Temperament gesegnete Donald am 9. Juni 1934 in einem Zeichentrickfilm der Silly-Symphony-Serie in einer Folge mit dem Titel "Die kluge kleine Henne". Seinen ersten öffentlichen Wutausbruch hatte er dann am 11. August desselben Jahres, der Cartoon hieß "Die Kindervorstellung"." (Wiener Zeitung, 09.06.2004)

* Auch der Stern würdigt den Geburtstag des eigenwilligen Erpels: "Er ist cholerisch und hoffnungslos romantisch, eifersüchtig und aggressiv, trägt einen Matrosenanzug und ist schon ewig chancenloser Junggeselle. Dennoch hat Donald Duck, der kleine Erpel aus der Sprechblasenwelt, in den vergangenen 70 Jahren eine beispiellose Karriere gemacht und Millionen Herzen erobert. Das liegt wohl auch daran, dass sich viele in dem gefiederten Helden wiederfinden können: ein bisschen Selbstüberschätzung besitzt der Jubilar, ein wenig faul ist er, spöttisch, unerschütterlich optimistisch, zänkisch und gleichzeitig harmoniesüchtig." (Stern, 09.06.2004)

* Time4TV.de berichtet über die Quoten des Trickfilmprogramms von Kabel 1: "Die seit einem Monat beim Münchner Privatsender Kabel 1 am Wochenende ausgestrahlten Trickserien begeistern die jungen Zuschauer: In den relevanten Zielgruppen K 3-13, Z 14-29 und Z 14-49 erzielten die beiden Zeichentrick-Programmflächen im Juni im Schnitt 6,4 Prozent, 6,1 Prozent, und 5,0 Prozent Marktanteil. Bei den 14-19-Jährigen erreichte das neue Trickangebot sogar 7,2 Prozent Marktanteil im Schnitt." (Time4TV.de, 30.06.2004)


INTERVIEWS

*Spiegel Online spricht mit Jason Lutes über dessen Mammut-Werk Berlin: "SPIEGEL ONLINE: Wenn Sie in "Berlin" von Nazis erzählen, dann sind das nicht die üblichen Schurken, sondern Menschen in Nazi-Uniform. Wieso?

"Lutes: Ich halte es für gefährlich, wenn jemand eine Geschichte nur in Stereotypen erzählt. Das nimmt den Figuren die Menschlichkeit. Wie bei den Nazi-Zerrbildern in "Schindlers Liste". Solche Geschichten sagen: Dieser Mensch ist kein Mensch, sondern ein Monster. Aber das stimmt nicht. Ich will zeigen, dass diese Nazis auch nur Menschen waren. Jeder von ihnen hat Entscheidungen in seinem Leben getroffen, die ihn zu dem gemacht haben, was er war. Einer der Gründe, weshalb ich "Schindlers Liste" trotzdem mag, ist Ralph Fiennes als Lagerkommandant. Das war ein komplexes, ängstliches, menschliches Wesen. Fiennes hat einen glaubwürdigen Charakter geschaffen. Das hat auf mich sehr kraftvoll gewirkt.

"SPIEGEL ONLINE: Es gibt noch nicht einmal Hakenkreuze in "Berlin" zu sehen.

"Lutes: Das Problem mit Hakenkreuzen heutzutage ist die veränderte Bedeutung des Symbols. Als das Hakenkreuz in Gebrauch kam, war es nur ein abstraktes Symbol einer abstrusen politischen Partei. Keiner wusste, was daraus später werden würde. Dass die Nazis später all ihre schrecklichen Taten begingen, veränderte den symbolischen Gehalt des Hakenkreuzes. Damals war es dagegen einfach nur ein irgendein Symbol. Deshalb habe ich die künstlerische Entscheidung getroffen, in "Berlin" keine Hakenkreuze zu zeichnen. Manche Leser schwören trotzdem, dass sie drin sind. Das Hakenkreuz ist in den Köpfen der Menschen." (Spiegel Online, 06.06.2004)

*Die Stuttgarter Zeitung unterhält sich mit Craig Thompson, dem Autor von Blankets: "Diese kleine Farm in Wisconsin, diese ländliche Umgebung, das klingt zunächst ja wie ein idyllisches Amerika, wie die Art von Provinz, die früher ein Norman Rockwell in seinen Illustrationen entworfen hat oder ein Frank Capra in seinen Filmen. In "Blankets" aber ist die Provinz ein Ort der Armut, der Bigotterie, der Ignoranz und der Schuldgefühle.

"Die Provinz ist beides. Ja, auch ich habe Erinnerungen an eine Art Idylle, die Natur war wunderbar, das Simple des Lebens in der Natur. Aber es war und ist eben auch eine sehr, sehr wohl behütete Gemeinde, und da gibt es eben auch viel Bigotterie.

"Ist das Bush-Country?

"Ja, auf jeden Fall. Als ich das letzte Mal da war, vor ungefähr einem Jahr, gingen wir in ein Restaurant. Wir sprachen am Tisch nicht mal schlecht über Bush, wir hatten nur ein Gegen-den-Krieg-Gespräch, gegen die Bombardements im Irak und so weiter, Und die Familie am Nebentisch rief die Kellnerin und bat darum, an einen anderen Tisch gesetzt zu werden, weil sie sich durch unser Gespräch so verletzt fühlte. Erstaunlich (lacht)." (Stuttgarter Zeitung, 24.06.2004)


REZENSIONEN

* Die Berliner Morgenpost rezensiert Paninis Monsters of Mad Nr. 1: "Endlich! Die MAD-Macher haben ein Rezept gefunden, wie man selbst den teils ziemlich bedenklich riechenden Ingredienzien ihrer mittlerweile monströs mutierten Mäßig-Magazin-Mixtur ein Comic-Menü abringen kann, das nicht nur wild pubertierenden Fünftklässlern, hirntoten Alleslesern und der Malle-Fraktion schmeckt." (Berliner Morgenpost, 26.06.2004)

* Parnass stellt Ehapas Donald-Jubiläumsband vor: "Donald ist seit 70 Jahren gut und kann mit stolz geschwellter Brust ins neue Jahrtausend blicken. Neun Geschichten aus den federn der ganz Großen Duckzeichner gibt es hier zu lesen. Barks, Rosa und Vicar sind klar, Taliaferro, Strobl, Scarpa, Reiche und van Horn sind dem Leser sicher auch bekannt. Die Moderne ist durch Gulbransson vertreten." (Parnass, Datum unbekannt)

* Der Stern bespricht Zits 4: Erwischt: "Zum vierten Mal haben die Zeichner Jerry Scott und Jim Borgman ihre Daily Cartoons über den frechen Teenager Jeremy zu einem Buch zusammengefasst.

"Jeremy Schulze ist 15 Jahre alt. In seinem jugendlichen Leib kochen die Hormone hoch. Jeremy findet seine Eltern peinlich, versteht seine erste Freundin nicht und findet es völlig ausreichend, seine Umwelt anzugrunzen, anstatt sich in vollständigen Sätzen zu äußern. Jeremy frisst wie ein Scheunendrescher, räumt sein Zimmer nicht auf und spielt in einer Band, die keine Musik, sondern einfach nur Krach macht. Kurzum: Jeremy ist ein ganz normaler Teenager, wie man ihn in zahllosen Familien vorfinden kann." (Stern, 18.06.2004)

* Bei Netecho schaut man sich Baby Blues 6: Armer Papa an: "Wer sind die wahren Helden, die sich täglich vor und nach der Arbeit unerschrocken in das Getümmel des ganz normalen Familienlebens stürzen? Natürlich die Väter! Aus diesem Grund ist der sechste Band der erfolgreichen Familiencomic-Serie Baby Blues, die täglich auch auf der Unterhaltungsseite des Grenz-Echos erscheint, ganz allein ihnen gewidmet. Erneut ist es den Autoren Jerry Scott und Rick Kirkman gelungen, treffsicher die Höhen und Tiefen bei der Aufzucht und Erziehung der Nachkommenschaft zu karikieren." (Netecho, 23.06.2004)

* Spiegel Online rezensiert Vallat, Gotham Central, Usagi Yojimbo und Y: The Last Man: "Klassische Cop-Comics galten lange als totes Genre im US-Mainstream, erleben derzeit aber ein interessantes Comeback. Von den in letzter Zeit aus dem Boden gesprossenen Bullen-Comics ist "Gotham Central" sicher der bodenständigste. Angesiedelt im näheren Umfeld der Batman-Geschichten, ist trotzdem von den heldenhaften Jungs in Spandex fast nichts zu sehen. Und das ist gut so. Die Krimiautoren Rucka und Brubaker, die sich die Autorenarbeit bei der Serie teilen, legen viel Wert auf ein normales, funktionierendes Polizeidepartment mit fein ausgearbeiteten Charakteren und genauer Darstellung polizeilicher Pfriemelarbeit:" (Spiegel Online, 10.06.2004)

* Die deutsche Ausgabe von Craig Thompsons Blankets nimmt man sich bei Spiegel Online etwas genauer vor: "Gleich zu Anfang packt Thompson den Leser an der Gurgel. Er erzählt vom Streit zweier Kinder um die Bettdecke und vom Auftauchen des ob des Lärms wütenden Vaters. Eigentlich ein völlig normales Ereignis. Bei Thompson aber gerät es zum Furcht einflößenden Drama. Der Vater als unaufhaltsamer Bestrafer, das hervorgeholte Klappbett als verschlingendes Monster. Der Alltag, strikt aus der Kinderperspektive geschildert, gerät zum Horror.

"Was Craig Thompson seinem Comic-Roman "Blankets" hier auf wenigen Seiten zur Einleitung voranstellt, macht tatsächlich trotz oder wegen seiner äußerlichen Banalität Angst. Es gibt den Ton an für das, was auf den folgenden fast 600 Seiten passiert. In einem konstanten Strom aus Erzählung und Reflexion berichtet der Autor und Zeichner von einer Kindheit und Jugend als Sohn ultrakonservativer Baptisten in den USA der achtziger und neunziger Jahre. Immer wieder geht es um Dominanz und Selbstbestimmung. Darum, wie man angesichts solcher Kräfte zu sich selbst findet und was man aus sich macht." (Spiegel Online, 02.07.2004)


VERANSTALTUNGEN

* Leider bereits vorbei, aber dennoch interessant (...unbedingt das kultige Foto anschauen...!): "Zwei Helden - einer aus der Welt der Comics, einer aus dem Land der Märchen - treffen in Astrid Ranners "Batman und das tapfere Schneiderlein" aufeinander. Das Stück für ein Publikum ab 5 Jahren wird am 24. Juni (14 Uhr) im Linzer Theater Phönix beim Kinder- und Jugendtheater-Festival Schäxpir uraufgeführt." (OÖNachrichten, 21.06.2004)

* In Lüttich gibt's nicht nur die Tour de France, sondern auch jede Menge Comics, wie Netecho mitteilt: "Das Museum »Cabinet des Estampes et des Dessins« der Stadt Lüttich beherbergt seit über zwanzig Jahren eine umfangreiche Comic-Kollektion. Der zwischen 1977 und 1979 auf Initiative von Jean-Maurice Dehousse, seinerzeit Minister der Französischen Gemeinschaft, entstandene Fundus umfasst nicht weniger als 74 Originaltafeln der besten Comic-Künstler, ebenso eine Reihe von Alben und Zeitschriften.

"Manche dieser Tafeln wurden der Stadt Lüttich von den Künstlern, u.a. Hergé, Jacobs und Bissot, persönlich vermacht. Bereits 1979 wurde dieser Fundus zum Gegenstand einer kompletten Bestandaufnahme gemacht und lediglich 1996 der Öffentlichkeit an einigen Tagen zugänglich gemacht.

"[...] Die Ausstellung ist vom 11. Juni bis zum 5. September zugänglich, und zwar dienstags bis samstags von 13 bis 18 Uhr sowie sonntags von 11 bis 16.30 Uhr. Montags geschlossen. Infos: Tel. 04/342 39 23, Fax. 04/3414404; mamac@skynet.be" (Netecho, 04.06.2004)

* Der Münchner Wochenanzeiger informiert über die Ausstellung deutsch-amerikanischer Karikaturen: "Das Bayerisch Amerikanische Zentrum im Amerika Haus München zeigt von 17. Juni bis 17. September die Ausstellung »Cowboys and Krauts« mit Politischen Cartoons. Politische Karikaturen spielen in der öffentlichen Meinungsbildung eine bedeutende Rolle.

"In satirischer, grotesker, witziger oder humorvoller Weise bedienen sie sich gängiger Stereotypvorstellungen und dokumentieren so aktuelle Ereignisse. Die Ausstellung gibt einen Rückblick auf die deutsch-amerikanischen Beziehungen, gesehen durch die Augen bzw. den Pinselstrich bekannter amerikanischer und deutscher Karikaturisten wie Horst Haitzinger, Bernhard Prinz, Jeff MacNelly, Paul Leger." (Münchner Wochenanzeiger, Datum unbekannt)

* Die Cellesche Zeitung weist auf eine weitere Ausstellung hin, diesmal im Hannoverschen Wilhelm-Busch-Museum: "Karikaturen, Cartoons und Comics von Tetsche und Volker Ernsting sind vor allem eins: Schlechte-Laune-Killer. Ihre gezeichneten kleinen und großen Gemeinheiten sind der Beweis, dass Bilder manchmal mehr als Worte sagen.

"?Ooh, ist das aber hübsch verpackt! Was mag da wohl drin sein?!? Ein Sofakissen?? Eine Bongo-Bar mit allem Drum und Dran? Oder etwas Kürbisbowle mit ganzen Früchten?? Darf ich mal reinfassen?? ? ?Mein Gott, Riebesehl?, stöhnt Natascha, ?kannst du nicht einmal einen BH aufmachen wie jeder andere auch?? " (Cellesche Zeitung, 20.06.2004)

* Auch Newsclick.de wirbt für die Veranstaltung: "Fußballfans und Tetsche-Freunde können sich freuen: Das Wilhelm-Busch-Museum in Hannover zeigt von diesem Sonntag an Karikaturen, Cartoons und Comics von Volker Ernsting und Tetsche. Von beiden Künstlern sind bis zum 12. September jeweils mehr als 100 Arbeiten zu sehen. Ernsting-Porträts der deutschen Nationalfußballer von 1974, 1978 und 1984 sind nach Angaben von Museumsdirektor Hans Joachim Neyer vom Freitag unter dem Ausstellungs-Titel "Deutschland Weltmeister" genau so vertreten wie fast vergessene Werke. Tetsche ist mit seinen Betrachtungen aus Kalau und seine Bauernweisheiten unter dem Titel "Tetsche" vertreten." (Newsclick.de, 04.06.2004)

* Die Bildnerische Werkstatt Rotenburg veranstaltet einen Comic-Workshop: "Wie kann eine kleine Abfolge von Bildern eine ganze, spannende Geschichte erzählen? Ein Comic-Workshop in der Bildnerischen Werkstatt in Rotenburg soll Antworten liefern; und zwar nicht nur in der Theorie, sondern vor allem in der praktischen Arbeit. Termin: Freitag bis Sonntag, 23. bis 25. Juli. Noch sind Plätze frei.

"Kursleiter ist Georg Barber, bekannt als Atak. Er lebt und arbeitet als Künstler und Comiczeichner in Berlin und Stockholm; nach seinem Studium an der Hochschule der Künste Berlin gründete Barber die Comic-Gruppe und das Magazin ?Renate?; er ist Dozent an der Hochschule für Künste in Hamburg. 2000 bekam er den Kritikerpreis der Berliner Zeitung.

"Am Anfang werden sich die Teilnehmenden vorhandene Comics oder Bildergeschichten vornehmen und eine begrenzte Bilderfolge kopieren beziehungsweise im eigenen Stil zeichnerisch weiterentwickeln. Fast alle Comiczeichner haben so angefangen." (Rotenburger Rundschau, 25.06.2004)

* Das Hamburger Abendblatt weist auf die Ausstellung des Prager Cartoonisten Slíva in Bad Segeberg hin: "Er treibt seinen Schabernack mit Vorliebe rund ums Kulinarische. Doch in der Ausstellung zum Schleswig-Holstein Musik Festival zeigt Jirí Slíva (56) Cartoons und Grafiken unter dem Titel "Sehnsucht nach Prag". Die Ausstellung wird am Mittwoch, 14. Juli, 19 Uhr, in der Kundenhalle der Kreissparkasse Südholstein in der Oldesloer Straße 24 in Bad Segeberg eröffnet." (Hamburger Abendblatt, 30.06.2004)

posted by Marc-Oliver Frisch um 16:35 | Permalink